1. Sean 02


    Datum: 06.10.2020, Kategorien: Schwule Autor: byLysyana

    ... Uni bei, als ich selbst endlich einsah, dass ich schwul bin. Er war es, der mir sagte, dass es nicht schlimm ist. Thias half mir, mich zu akzeptieren. Er gab mir immer Rat, wenn ich eine Frage oder ein Problem hatte. Thias war in vielerlei Hinsicht mein großer Bruder, den ich nie hatte.
    
    „Ist schon witzig, irgendwie, dass ich mich siebenundzwanzig Jahre aufspare und all das, damit mich so ein Arsch ... Ich könnte lachen." Aber Thias blieb das Lachen im Hals stecken. Er atmete tief ein und sah mich an: „Und, was gibt's bei dir neues?"
    
    „Morgen gehen wir sofort zur Klinik, ja?", er nickte und sah mich erwartungsvoll an, „Thias, ich würde dir so gerne sagen, dass dann alles gut wird, aber ich weiß es nicht. Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht."
    
    „Schon in Ordnung. Danke, dass du für mich da bist."
    
    „Gerne. Immer.", sagte ich und lächelte ihn an.
    
    Er nahm die Tasse Kaffee vom Tisch und sah mich an: „Du hast meine Frage nicht beantwortet."
    
    Ich schüttelte den Kopf. Irgendwie war Robert zum ersten Mal völlig aus meinen Gedanken verschwunden. Zum erstem Mal seit vierundzwanzig Stunden dachte ich nur an Thias und plötzlich war er wieder in meinen Gedanken.
    
    „Robert und ich sind nicht mehr zusammen", sagte ich mit belegter Stimme.
    
    „Das tut mir leid." gestand Thias und nahm mich in den Arm.
    
    „Ist ...
    ... schon okay. Ich wusste immer, dass es nie für ewig ist. Es tut nur so unendlich weh."
    
    Wir schwiegen uns eine Weile lang an und dann lächelte Thias mich an: „Wir sind schon ganz schöne Depris, oder? Wir sollten noch üben bevor alle kommen."
    
    Dass mir meine Augen nicht aus den Höhlen gefallen sind, war nur der anatomischen Unmöglichkeit sei Dank. Ich war geschockt: „Du willst spielen?"
    
    „Natürlich, Dummerchen. Der schwache Moment ist vorüber. Es tat so gut alles einmal zu sagen. Jetzt will ich lachen, spielen, dich hören. Ich will einen tollen Abend mit dir verbringen."
    
    Und den hatten wir. Er begleitete mich am Chello, während ich ungeplant mehr als anderthalb Stunden spielte. Danach mischten wir uns unter die Partygäste und sahen uns die Ausstellung an. Weit nach Mitternacht nahm Thias noch einmal das Chello zur Hand. Viele Gäste waren bereits gegangen. Er sah mich das ganze Stück über an. Es war eines dieser, die er selbst geschrieben hatte. Ich erkannte seine Art Musik zu machen und lauschte dem Stück. Es war ein schönes Stück. Es baute langsam an Tempo auf, wurde jedoch nie zu schnell, bevor es am Ende wieder richtig langsam wurde und vor allem auch leise. Er lächelte mich an. Ich lächelte zurück und freute mich über sein Lachen. Der Abend war gut. Der nächste Tag würde noch schwierig genug werden. 
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