1. Sean 02


    Datum: 06.10.2020, Kategorien: Schwule Autor: byLysyana

    ... schnell wieder gut werden.
    
    „Wer?", mein Mund war wieder schneller als mein Gehirn. Ich rutschte etwas näher an Thias heran, doch achtete darauf ihn nicht zu berühren.
    
    „Ich will nicht darüber reden. Es ist schon ein paar Wochen her. Ich muss ... muss mich nur untersuchen lassen, ja?"
    
    „Okay." Ich war ruhig, „Darf ich dich anfassen?"
    
    Thias nickte langsam, ich nahm meine Hand und legte sie auf seinen Oberschenkel. Er zitterte. Sekundenbruchteile später war sein Kopf an meiner Brust und er bebte vor Tränen. Seine Hände krallten sich in mein Sakko und ich schloss meine Arme um ihm, legte meinen Kopf auf seine Locken und wiegte uns hin und her. Ich wusste einfach nichts anderes zu tun. Das ist keine Situation, über die man in einem Buch hätte etwas lesen können oder wozu man beim Erwachsenwerden einen Rat erteilt bekommt. Ich hielt Thias einfach fest. So sehr ich wissen wollte, was passiert war, so genau wusste ich auch, dass ich meinen besten Freund nicht drängen durfte. Ich blieb still, hielt ihn nur fest und strich über seine Locken.
    
    „Shh", versuchte ich ihn zu beruhigen. Es hatte keine Wirkung, aber nach einer Weile hörte Thias auf zu zittern, das Beben ließ nach und die Tränen versiegten.
    
    „Es tut mir leid." Thias setzte sich wieder auf, hielt sich aber weiter an meinem Sakko fest. Er schaute mich mit roten Augen an und ich konnte die Scherben in ihnen sehen.
    
    „Nein, schon in Ordnung." sagte ich und hielt seine Hände fest.
    
    „Sean, ich weiß nicht, wie das ...
    ... passieren konnte. Es ist alles meine Schuld."
    
    „Was? Das ist niemals deine Schuld gewesen. Niemals. Wenn du es nicht wolltest, dann war es nicht deine Schuld."
    
    Er nickte. Ich drückte ihn noch einmal richtig an mich und sah ihm dann wieder ins Gesicht. Ich fragte nichts. Ich war nur für ihn da und hielt ihn fest.
    
    „Es war ... einer meiner Kollegen in ... in Moskau", begann Thias leise zu erzählen, „es passierte vor zwei Monaten. Etwas mehr als zwei Monaten. Nach einem Konzert", er schwieg und schloss die Augen, „Sean, es tat so weh."
    
    „Ja, das ... das kann ich mir vorstellen." bestätigte ich ihn.
    
    „Das ist nicht das schlimmste", flüsterte er leise und ich sah eine Träne auf seinen Schoß fallen, „Ich ... Er ... ich hatte bis ... bis dahin ... Sean, er hat mich entjungfert."
    
    Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich gelacht. Thias noch Jungfrau? Ich hätte es nicht geglaubt, wenn er es mir nicht selbst gesagt hätte. Im nächsten Moment wurde mir klar, was er da gerade gesagt hatte. Das machte es umso schlimmer. Eine solch persönliche Sache sollte nicht aufgezwungen werden. Das war etwas, das man für sich entdeckte, etwas, das nur einem alleine und seinem Partner gehörte. Etwas, das man nicht leichtfertig verschenkte. Es war grausam. Ich fühlte eigene Tränen aufsteigen und blinzelte. Das durfte alles nicht wahr sein.
    
    „Matthias ... Es tut mir so leid", flüsterte ich und strich ihm über die Wange. Er nickte und lächelte. Thias stand mit damals in der ...
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