1. Laura Kraft 27


    Datum: 10.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bychicago4

    ... auf den Bildschirm.
    
    „Warum fliegst Du nicht zurück?", hakte Li nach.
    
    „Was kann ich da tun?". Akira wirkte hilflos. „Sendai mit den Händen umgraben?"
    
    Li ergriff Akira´s rechte Hand und hockte sich vor sie hin.
    
    „Du bist eine japanische Agentin", sagte sie ihr direkt ins Gesicht. „MOFA?"
    
    Akira blickte Li direkt in die Augen und verzog keine Miene. Dann sagte sie nur kurz: „Ja".
    
    „Du bist auf uns angesetzt, auf unsere aktuelle Suche?", forschte Li weiter.
    
    „Ja".
    
    „Du sollst uns den Stein abjagen, stimmt´s?"
    
    „Ja".
    
    „Na toll. Und was machen wir jetzt mit dir?", Li schüttelte den Kopf.
    
    „Gar nichts", entgegnete Akira mit feuchten Augen.
    
    „Wir sollen dir also den Stein einfach und unbürokratisch aushändigen, sobald wir ihn gefunden haben, ja? Wir leisten die Arbeit und Du kassierst einfach nur ab. Ist es das was Du willst?". Die Chinesin war aufgebracht.
    
    „Schau mal", Akira zeigte auf den TV-Monitor. Dort schwenkte die Kamera gerade über einen von der Tsunamiwelle vollständig zerstörten Teil aus der Region um Sendai. „Der gelbe Schutthaufen war die MOFA-Zentrale. Dort sollte ich den Stein abliefern".
    
    Li klappte der Unterkiefer herunter.
    
    „Ich habe noch mit ihnen telefoniert, als sie plötzlich alle schrien und dann die Verbindung abbrach", erklärte Akira leise.
    
    „Und jetzt?", Li verstand noch nicht, worauf die Japanerin hinaus wollte.
    
    „Jetzt bin ich alleine. Habe keinen Job mehr. Keine Auftraggeber. Keine Familie. Keine Freunde... verstehst ...
    ... Du?"
    
    „Das weißt Du doch gar nicht. Deine Leute könnten alle noch leben. Du musst zurück, um nach ihnen zu suchen". Li bemühte sich, die Japanerin zu überzeugen.
    
    „Dann verliere ich mein Gesicht, weil ich meinen Auftrag, für den ich extra ausgebildet wurde, nicht erfüllt habe", erklärte Akira.
    
    „Oh nee", seufzte Li verzweifelt. „Dass ihr Japaner immer gleich euer Gesicht verliert".
    
    „Du bist doch auch eine Asiatin und solltest es besser wissen!", unterbrach Akira sie wütend.
    
    „Ich bin eine Chinesin, die sich entschieden hat, die aktuelle Politik ihres Landes nicht in allen Punkten zu unterstützen", entgegnete Li ruhig. „Du bist eine Japanerin, die blind ihren Auftraggebern folgt".
    
    Akira holte Luft.
    
    „Denk nach, Mädchen!", schnitt ihr Li gleich das Wort ab. „Wir suchen nach einem Stein über den es Legenden gibt, er würde den, der ihn berührt, unbesiegbar machen. Das macht ihn interessant für alle Militärs, Geheimdienste, Verbrecher, Terroristen, die Mafia, unterdrückte Minderheiten, Fanatiker, die Kirche..."
    
    „Und die MOFA", unterbrach Akira den Redeschwall der Chinesin.
    
    „Du hast es erfasst!", nickte Li erleichtert. „Der Unterschied zwischen dir und uns ist Folgender: Wir suchen ganz offiziell nach dem Stein und Du verfolgst uns bis zu dem Punkt, an dem Du ihn uns abnehmen kannst. Das ist Diebstahl. Warum suchst Du nicht selbst?"
    
    Akira fand sich in einer Diskussion wieder, die sie weder wollte, noch war sie darin geschult, sie zu führen. Betreten blickte ...
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