Laura Kraft 27
Datum: 10.11.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bychicago4
... sie zu Boden. Li erhob sich, zog Akira aus dem Stuhl und nahm sie in den Arm. Ihre Gesichter waren nur Millimeter voneinander entfernt.
„Was versprichst Du dir von dem Stein?", flüsterte Li und beantwortete die Frage gleich selbst. „Abliefern kannst Du ihn laut deiner Aussage nicht mehr. Helfen würde er dir selbst auch nicht. Wenn Du ihn berührst und die Legende stimmt, dann bist Du unbesiegbar. Vielleicht bist Du jetzt schon unbesiegbar, die entsprechende Ausbildung hast Du ja. Den Unterschied würdest Du gar nicht bemerken. Der Stein hilft dir aber nicht bei der Suche nach deinen Leuten. Er hilft nicht den Betroffenen in deinem Land. Aber Du... Du selbst kannst helfen. Mit oder ohne Stein, das macht keinen Unterschied".
Akira schwieg. Sie blickte Li direkt in die Augen. Die Chinesin konnte spüren, wie es in der Japanerin arbeitete. Sie rang mit sich und ihren Prinzipien. Sie war aufgewühlt und völlig durcheinander. Ihre lange Ausbildung. Sie war in Japan die Beste der Besten. Dies war ihr erster Auftrag. Sie würde mit leeren Händen zurück kommen. Sie hatte versagt, wenn sie jetzt aufgab. Aber für wen sollte sie weitermachen? Wer würde es ihr übel nehmen, wenn sie jetzt die Pflicht, ihrem Land zu helfen über die Pflicht, ihren Auftrag auszuführen, stellte.
Li spürte, wie sich Akira´s völlig verkrampfter Körper langsam entspannte. Die Chinesin legte der Japanerin einen Finger unter die Kinnspitze und hob ihr Gesicht leicht an. Dann berührte sie mit ihren Lippen ...
... Akira´s Mund. Vorsichtig, ganz vorsichtig küsste Li die Japanerin. Akira drückte sich fest gegen Li´s Körper, legte den Kopf weit in den Nacken und ließ es geschehen. Ihre langen Haare berührten dabei fast den Boden. Sie saugte die Chinesin fast auf. Akira´s Gefühlsausbruch war heftig. Tränen liefen ihr aus den Mandelaugen und kullerten seitlich an ihren Wangen hinab. Mit ihren Armen klammerte sie sich fest an die Chinesin und erwürgte sie fast dabei. Li ließ es geschehen.
Es dauerte eine Weile. Laura hatte kurz hineingeschaut und Jasmin daran gehindert, die beiden Asiatinnen zu stören. Akira legte den Kopf auf Li´s Schulter, die Arme umklammerten weiterhin die Taille der Chinesin.
„Du hast Recht. Ich fliege zurück", flüsterte die Japanerin leise.
„Kann ich dir helfen?", fragte Li.
„Wärst Du so lieb und bringst mich zu einem Flughafen?". Akira hob den Kopf und wischte sich mit dem Unterarm über das feuchte Gesicht. „Ich habe einen Leihwagen. Den kannst Du behalten. Er ist für zwei Wochen gemietet".
Li nickte. „Okay".
„Jetzt gleich?". Akira holte tief Luft, streckte ihr Kreuz und sah Li in die Augen.
„Jetzt gleich!", bestätigte die Chinesin. „Laura? Karo? Ich bin mal für ein paar Stunden unterwegs. Wo treffen wir uns?"
„In meiner Wohnung", rief Laura ihr zu.
„Bis später!"
Li schnappte sich die Hand der Japanerin. Wie Schwestern verließen sie das Verwaltungsgebäude. Auf dem Weg nach draußen rannten sie fast eine Joggerin um. Die üppig gebaute Frau, die ...