Ins Kreuz
Datum: 06.12.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... konnte nicht umhin den ungenierten Blick zu bemerken, den sie dabei auf meinen Schritt warf, als könne der bloße Duft, den sie Johanna aufgesprüht hatten... Naja, sie roch schon ziemlich geil.
»Entschuldigen Sie, wozu habe ich -- also ihre Sanitäreinrichtungen kennengelernt?« Diese Frage stellte Johanna so zaghaft, dass ich mich fragte, was wohl wirklich in diesen »Sanitäreinrichtungen« zugegangen war. Ich stellte mir eine Reihe stahlgesichtiger Altnonnen vor, die mit Nudelhölzern auf meiner nackten Freundin rumkloppten.
»Na zum
frisch machen
natürlich.« entgegnete die Alte, etwas harsch. »Jedenfalls -- Unser schlechter Stand. Die meisten Tätigkeitsfelder, die sich, mit den entsprechenden Heiligen, immerhin auf alle Lebensbereiche erstrecken, haben die Männer an sich gerafft; Sie wissen schon, die da oben stehen und Vorpredigen und bischofieren und das alles -- und nun einmal das Sagen haben. Nicht einmal den Haushalt haben sie uns übrig gelassen, den haben die Eunuchen bekommen.«
»Es gibt Eunuchen in der Katholischen Kirche?« unterbrach ich, mit plötzlichem Interesse.
»Natürlich!« Sie klang fast entrüstet über mein Unwissen. »Nichts hat Männer mit Schwanz jemals so interessiert wie Männer ohne Schwanz.«
›Außer Frauen mit Schwanz‹, dachte ich, aber sprach es nicht aus. Ich wollte mich vor der gestrengen Ordensmutter nicht blamieren.
»Wir sind ein Fruchtbarkeitsorden.« nahm sie ihren Faden wieder auf. »Rein weiblich. Rein stark. Rein kontrolliert. Wie ...
... Ihnen beiden ja hinlänglich bekannt sein sollte,« sie gab uns beiden einen abschätzigen Blick, »fehlt uns jedoch ab und an die
eindringende
Komponente. Ständige Erneuerung des Personals ist der Schlüssel. Dafür benützen wir dann eben -- EntschuldigenS' den Affront -- Frischfleisch.« Wir waren an einer Doppeltür angelangt, die den Gang ganz absperrte. »Bitte, Einzutreten.« schloss sie, mit einer künstlichen Verbeugung und stieß das Portal vor uns auf.
Die Grelle des Raums blendete uns. So geriet unser Auftritt wohl etwas tölpelhaft. Und ein Auftritt war es -- denn wir sahen uns umring von Menschen; Frauen, um es genauer zu sagen, allesamt so gekleidet wie die Mönchin, die uns begrüßt hatte und nun hinter uns hereinschlüpfte. Sie standen die mit blumigen Fresken bemalte Wand bekleidend, die sich kreisrund mit der Tür hinter uns abschloss. Die Decke war nur unmerklich höher als der Gang, wölbte sich ein wenig zum goldstrahlenden Kronleuchter hin, der in der Mitte hing genau über einer Art Altar, mit goldenen Barockschnörkeln und einem prangenden Lapislazulikreuz verziert, dessen Platte jedoch dick gepolstert war, wie ein edles Samtsofa mit Knöpfen tief im Stoff versenkt.
Viele lächelten, einige blieben ernst. Auf ein Zeichen, das von hinter unseren Rücken zu kommen schien, erhoben sie einen dunklen melodischen Singsang, der ein wenig klang wie aus dem
Lion King
-Musical, wenn die Tiere im Hintergrund singen. Gegenüber Johanna fühlte ich mich ganz schön lumpig in ...