Rapunzel 03
Datum: 11.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byJoanWilbury
... fragte. Er sah wieder vor sich, wie sie sich auf die Unterlippe biss, eine typische Geste, wenn sie nervös war oder etwas zu verbergen hatte. Warum diese Verlegenheit, wenn dieses Backpfeifengesicht -- Magnus oder wie er auch hieß - „nur" ein Kommilitone war?
„Hör auf damit", schimpfte er leise mit sich selbst. „Das glaubst du doch nicht wirklich."
Aber sein Misstrauen hatte sich bereits selbstständig gemacht. Fast zwei Wochen war Tanita allein zur Uni und wieder nach Hause gefahren, weil sie sich angeblich keine Fehlzeiten leisten konnte. Manchmal war sie durchaus erheblich später gekommen als laut Stundenplan vorgesehen war. Sie erklärte ihm dann, sie wäre noch einkaufen gewesen oder hätte mit Kommilitonen zusammen gelernt. Außerdem würde sie mit dem Bus länger brauchen als er mit dem Auto. Woher wollte er wissen, was sie in der Zeit wirklich gemacht hatte?
Unwillkürlich biss er die Zähne zusammen. Bis zu diesem Mittwoch war sie obendrein außergewöhnlich aufgekratzt gewesen und ganz verrückt nach Sex. Als wäre sie frisch verliebt...
„So eine verdammte Scheiße!"
Der Bus in Richtung Innenstadt kam an ihm vorbei. Die Menschentraube an der Haltestelle machte sich bereit zum Einsteigen, so auch der Junge.
Mick dachte nicht länger nach. Er startete den Motor und folgte seinem Gefühl.
Es war schwieriger als gedacht, dem Bus hinterher zu fahren. An jeder Haltestelle musste er aufpassen wie ein Schießhund, ob der Junge ausstieg. Gleichzeitig durfte er nicht zu ...
... dicht auffahren, damit der Kerl ihn nicht entdeckte. Bestimmt kannte er das Auto, er hatte ja vermutlich oft genug gesehen, wie er Tanita abholte. Also achtete Mick darauf, dass immer mindestens ein Auto zwischen ihm und dem Bus war. Und hoffte, dass der Junge direkt nach Hause unterwegs war und nicht am Ende irgendwelche Abstecher vorhatte.
Endlich! Nach einer halbstündigen Stadtrundfahrt schob sich der blonde Wuschelkopf aus der hinteren Tür. Zum Glück ging er nicht in seine Richtung, sondern stapfte mit gesenktem Kopf die Straße hinunter. Fieberhaft überlegte Mick. Ihn im Schritttempo mit dem Auto zu verfolgen, konnte er schlecht bringen. Wo nahm er jetzt auf die Schnelle einen Parkplatz her, ohne den Jungen aus den Augen zu verlieren?
Hinter ihm hupte jemand aufgebracht.
„Fick dich doch, du gottverdammter Wichser!"
Ein Glück, dass der Junge sich wegen der Huperei nicht umgedreht hatte. Völlig geistesabwesend latschte er seines Weges. Mick fuhr langsam an und hielt verbissen Ausschau nach einer Möglichkeit, das Auto abzustellen. Verdammt, da vorne kam eine Kreuzung, wenn er jetzt nicht sofort eine Lösung fand, wäre der Junge womöglich gleich auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
„Na bitte!" Da vorn war etwas frei. Zwar nur aus dem Grund, weil dort ein Halteverbotsschild stand, aber das ging ihm jetzt definitiv am Arsch vorbei. Mick stellte den Wagen ab, gerade als der Junge um die Ecke bog. Hastig stieg er aus, erntete ein weiteres wütendes Hupen, weil er dabei ...