1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2008 - Mila - Kapitel 1 Das Familienmädchen


    Datum: 16.06.2018, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... wandte sich dann seiner Freundin Nadine zu. „Wir sind uns bereits einig. Aber möchtest Du auch gern bei uns wohnen und dafür ab und zu auf die Kinder aufpassen?“ Bevor Mila antworten konnte, ergänzte er: „Natürlich kannst Du bei uns kostenlos wohnen. Und für das Kinderhüten gibt es ein Taschengeld.“
    
    Milas Strahlen war Antwort genug. Ihr fehlten ohnehin gerade die richtigen deutschen Worte. „Ja.“ kam es dann doch leise aus ihr heraus, fast gehaucht. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.
    
    „Prima.“ Nadine sprang vor Freude auf. „Wann willst Du bei uns einziehen?“
    
    Sie zuckte mit den Schultern. „Sofort?“ fragte sie vorsichtig.
    
    „Sofort!“ bestätigten die beiden wie aus einem Munde und lachten.
    
    Man einigte sich dann doch auf das Wochenende. Mila musste das Ganze noch ihrer Familie in Berlin beibringen und wollte deren unermüdliche Gastfreundschaft nicht durch einen überstürzten Auszug mit scheinbarer Undankbarkeit vergelten, und ebenso der Familie daheim, die ohnehin misstrauisch und ängstlich jeden Schritt ihres Mädchens in der Ferne beäugten. Am besten wäre es, schlug Mila vor, sie bäte ihren Onkel und ihre Tante, beim Umzug – sie hatte nur zwei Koffer – zu helfen und sich selbst davon überzeugen zu lassen, dass es ihre junge Nichte gut getroffen habe. Nadine bot an, die drei anlässlich des Umzugs zu Kaffee und Kuchen einzuladen. „Aber bitte“, meinte darauf Mila mit einem scheuen, aber verschmitzten Lächeln, „zieht Euch alle was an.“
    
    Vier Tage lang musste daraufhin ...
    ... Nadine auf Milas Gegenwart verzichten, vier Tage, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Am Sonntag war es dann soweit. Der gemeinsame Nachmittag mit Milas albanischen Verwandten wurde fröhlich und ausgelassen, auch wenn es regnete. York grillte für alle später noch, bevor er am frühen Abend wieder zum Flughafen fuhr, um die Woche in Wien zu verbringen.
    
    Milas Koffer wurden in ein ungenutztes Zimmer im zweiten Stock gestellt, wo sie sich bei Bedarf etwas herausholte. Ansonsten kam es weder ihr noch Nadine in den Sinn, ein separates Zimmer für sie einzurichten. Sie schlief einfach im Elternzimmer, bei Nadine. Und mit ihr, jede Nacht. Das Wetter, ein Mix aus Sonne und Wolken bei stets knapp über zwanzig Grad, ließ es zu, dass alle vier drinnen rund um die Uhr und draußen bei längerem Sonnenschein nackt herumlaufen konnten. So vergingen für Mila der Montag und der Dienstag, die Morgen und die Abende mit den süßen Kindern, die Nächte mit der geliebten Frau. – Wie das aber werden würde, wenn York am Freitagabend dazu kam? Noch mochte sich Mila das nicht ausmalen, sie verdrängte es.
    
    Am Mittwoch kündigte sich schon morgens ein heißer Frühsommertag an. Nadine kehrte von der Terrasse in die Küche zurück, wo Mila die Milch für die Kinder aufschäumte.
    
    „Mila, es ist an der Zeit.“
    
    Ahnungslos schaute sich Mila zu ihr um. „Wofür?“
    
    „Heute Nachmittag fahren wir vier ins FKK-Bad.“
    
    „Oh.“ Mila schaute sie mit großen Augen an. „Du meinst…“
    
    Nadine trat an ihre Seite und klopfte ihr ...
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