1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2008 - Mila - Kapitel 1 Das Familienmädchen


    Datum: 16.06.2018, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... Niklas, den Sohn einer guten Freundin vor.
    
    Er war etwa einen halben Kopf kleiner als Mila, und sie schätzte ihn auf vielleicht vierzehn, höchstens fünfzehn Jahre. Obwohl er soviel jünger war als sie, betrachtete sie ihn aufmerksam. Sein ernsthafter, schon so erwachsen wirkender Blick aus seinen schönen, tiefblauen Augen faszinierte sie. Aber nach diesem kurzen Moment der Ablenkung wurde sie sich dessen bewusst, dass sie hier vollkommen nackt vor ihm stand, und dass er es nicht nackt war – und dass sein durchdringender Blick sie mehr verunsicherte als ihr lieb war.
    
    Er lief schließlich weiter, und auch Nadine ließ sie kurz stehen, um nach den Kindern zu sehen. So ging Mila, neugierig geworden, durch die geöffnete Tür in das Gebäude, einen schlichten eingeschossigen Pavillon, hinein. Außen und innen war alles aus Holz, sogar der Boden. Alle Räume waren menschenleer. Am Ende lag ein Fitnessraum mit einigen Geräten, daneben ein großer Saal, wohl für Veranstaltungen und Feiern. An den Wänden hingen Bilder aus alten und neuen Zeiten. Mila betrachtete sich die Fotos aufmerksam.
    
    „Suchen Sie etwas?!“
    
    Mila erschrak. Hinter ihr stand die alte Dame von der Kasse, genauso nackt wie sie.
    
    „Nein, ich wollte mich nur einmal umschauen.“
    
    „Tun Sie das ruhig, lassen Sie sich nicht stören.“
    
    „Danke!“
    
    Wie freundlich die hier alle sind, dachte Mila. Die Dame kehrte um und ging in ein Nebenzimmer. Mila sah sich auch im Fitnessraum um. Ob die hier auch nackt trainieren? Die ...
    ... ältere Dame erblickte sie vom Flur aus: „Wenn Sie trainieren möchten, kein Problem, ich gebe Ihnen ein Handtuch zum darunter legen.“
    
    Und schon kam sie, schob sich an Mila vorbei und gab ihr eines von einem Stapel aus einem Schrank, dann entfernte sie sich wieder.
    
    „Danke sehr!“
    
    Mila setzte sich an den Butterfly und presste einige Male die beiden Metallarme zusammen, dann probierte sie das Bankdrücken. Was für ein cooles Gefühl, dachte Mila. Sie wollte aber jetzt nicht ernsthaft trainieren, sie nahm das kaum benutzte Handtuch und ging wieder hinaus. Im Nebenzimmer saß die ältere Dame: „Legen Sie das Handtuch einfach hierhin, wir waschen es.“
    
    Mila bedankte sich leise. Sie stellte fest, dass auch diese ältere Frau untenherum vollkommen rasiert war, wie so viele Frauen hier in diesem Bad, ältere wie jüngere, teils jünger als Mila selbst. Früher hätte sie – wenn sie überhaupt darüber nachgedacht hätte – gemeint, dass sie schon wegen ihrer vollständigen Intimrasur unmöglich zum Nacktbaden hätte gehen können – und dabei waren die Intimrasierten hier absolut in der Mehrzahl!
    
    Die Dame sah sie aufmerksam an und fuhr fort: „Interessieren Sie sich für unseren Verein?“
    
    Mila nickte. „Ja.“
    
    „Sie sind mit Nadine hier, oder?“
    
    „Ja.“
    
    Daraufhin erzählte die ältere Dame, dass es den Verein seit fast neunzig Jahren gab, wovon sie achtundfünfzig Jahre lang dabei war, und dass sie Nadine und ihren Freund York schon lange Jahre gut kenne.
    
    „Ich heiße übrigens Gerda.“ Sie gab ...
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