1. Wenn die Nachtigall erwacht 04


    Datum: 19.06.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... nächsten Schritt in die Dunkelheit. Rascheln, und das Tapsen von Schritten, kam aus unterschiedlichen Richtungen und ließen ihre Augen rastlos durch die Dunkelheit huschen.
    
    »Zeigt euch, wenn ihr einen Verstand besitzt!«, rief sie in den Wald. Die Geräusche von umherirrenden Geschöpfen nahmen zu, sie glaubte, einzelne Bewegungen in der Finsternis ausmachen zu können.
    
    »Zeigt euch! Ich bin die Blaue Königin!«, befahl sie, ohne zu wissen, ob diese Tatsache von Gewicht war. Sie schaute hinter sich: Es waren nur wenige Schritte zurück zum Licht.
    
    Als sie wieder in den dunklen Wald blickte, erschrak sie, im Anbetracht der Vielzahl an Wesen, die sie als dunkelgraue Silhouetten zwischen den Baumgerippen erkennen konnte. Männliche Kreaturen, aber auch Frauen, näherten sich ihrem Standort. Schulter an Schulter drängten sie sich aneinander und kamen näher.
    
    »Warum lässt Du uns im Dunkeln?«, fragte eines der Wesen klagend. Die Königin kannte diese Stimme nicht. Alle ihre ehemaligen Drohnen waren tot. Sie schüttelte den Kopf entschuldigend und sagte: »Ich kenne dich nicht.«
    
    Ein boshaftes Grollen und das Splittern von trockenem Holz zerstörten die angespannte Stille. Hinter der sprechenden Kreatur schnellten Tentakel hervor, wie ein Schwarm schwarz-roter Schlangen. Die Tentakel umschlangen Arme und Beine der Kreatur und zogen sie vom Waldrand zurück in die Finsternis. Erschrocken ging die Königin einen Schritt zurück und versteckte sich hinter einem toten, aber dicht ...
    ... gewachsenen Strauch, während weitere Tentakel aus den tief hängenden Wolken hinab schnellten und weitere Wesen vom Waldrand weg zerrten.
    
    Diese Tentakel schienen nicht von einem gemeinsamen Ursprung auszugehen. Sie kamen wie schlangenartige Arme von oben aus dem Nebel, wo sie gerade benötigt wurden. Die Wesen stoben panisch auseinander, verschwanden in dunklen Schatten und hinter toten Bäumen. Eine der dunklen Kreaturen war ganz in ihrer Nähe in Deckung gegangen. Die Königin schlich zu ihr und legte ihre Hand auf die Schulter des gesichtslosen Wesens.
    
    »Was ist das?«, fragte die Königin.
    
    »Er hält uns in diesem Wald gefangen«, sagte die dunkle Gestalt mit hektischen Kopfbewegungen.
    
    »Wer ist er?«, fragte Sie so ruhig, wie es ihr trotz ihrer Anspannung möglich war.
    
    Die Gestalt, deren Gesicht nicht erkennbar war, da es unabhängig vom spärlichen Lichteinfall immer im Schatten lag, rang um eine Antwort. Bevor ein Wort über die Lippen des Wesens kam, schoss eine gewaltige Blüte durch die tief hängenden Wolken hinab und eilte lautlos über die Baumwipfel. Weit geöffnet, wie eine riesige Hand, schwebte die Blüte direkt auf die Blaue Königin zu. Schwarze, fleischige Blütenblätter mit tiefroten Sprenkeln -- das waren Tanjas Farben! Die Farben der Roten Königin, deren unheilvolle Brut die Blauen Königin in den letzten Jahren auf allen Kontinenten gejagt hatte und von der es eigentlich keine Überlebenden mehr geben sollte.
    
    Im Anbetracht der ausgeprägt zackigen Blattkonturen musste ...
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