1. Der lila Duft des Lavendel


    Datum: 07.06.2021, Kategorien: Erstes Mal Autor: byfreudenspender

    ... der Sauberkeit", necke ich sie. Ich drehe mich um und will den Raum gerade verlassen, da spüre ich ihre Hand an meiner Schulter, die mich zurückhält.
    
    Ich drehe mich um und schaue sie an. Ohne ein Wort zu sagen legt Vera ihre Arme um meinen Hals, stellt sich auf die Zehenspitzen und legt ihre Lippen auf die meinen. Es ist eine sehr zärtliche Geste. Aber diesmal ist es kein flüchtiger Kuss, diesmal bleibt sie mit ihren Lippen auf den meinen und ihre Zunge verlangt Einlass. Überrascht öffne ich meinen Mund.
    
    Veras Zunge beginnt ganz sachte meine Mundhöhle zu erforschen. Allmählich erwache auch ich aus meiner Starre und lasse mich auf das Spiel ein. Es entwickelt sich ein langer und sehr zärtlicher Kuss. Plötzlich löst sich Vera von meinen Lippen. Während sie sich umdreht sehe ich noch, dass sie ganz rot ist.
    
    „Jetzt geh!", fordert sie mich auf.
    
    Ich verstehe nicht ganz, was gerade passiert ist. Ich kann nur vermuten, dass es ihr etwas peinlich ist, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf gelassen hat. Offenbar war es spontan. Es war unglaublich schön.
    
    „Es ist so schön hier", meint Onkel Roland. Bevor er mich bemerkt, stehe ich einige Zeit im Türrahmen und schaue nachdenklich über die Landschaft, die sich vor uns ausbreitet. Die Nachmittagssonne heizt ordentlich ein. Unter den Bäumen vor dem Haus ist jedoch sehr angenehm.
    
    „Es ist wirklich ein außergewöhnliches Fleckchen Erde. Hier habe ich mich immer wohlgefühlt", antworte ich ehrlich.
    
    „Na dann, die Hälfte gehört ...
    ... Dir", meint er auffordernd.
    
    „Ich weiß nicht" antworte ich ausweichend.
    
    „Vera mag dich auch. Das sehe ich. Noch nie hat sie einen Mann so angesehen", meint Onkel Roland. Er zwinkert dabei verschwörerisch mit einem Auge.
    
    „Sie ist meine Cousine", wehre ich ab.
    
    „Ach was, Ihr seid nicht verwandt", winkt er ab.
    
    Es entsteht eine längere Pause. Ich hänge meinen Gedanken nach. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden ist so viel geschehen und das könnte mein Leben für immer verändern. Einerseits gefällt mir der Gedanke, mit Vera hier zu leben, andererseits würde das heißen, ich müsste meinen Beruf an den Nagel hängen.
    
    „Überlege es dir! Ich wäre froh drüber. Dann wäre auch Vera nicht so allein, wenn ich nicht mehr bin", fährt er fort.
    
    Wir schweigen beide erneut eine ganze Weile. Ich will nicht über seinen Tod sprechen und ich will mich nicht zu einer Entscheidung drängen lassen. Ich habe bisher nie mit dem Gedanken gespielt, mein bisheriges Leben aufzugeben. Dazu gefällt es mir zu gut.
    
    „Danke, dass du mich aus dem Krankenhaus geholt hast. Jeder Tag auf meinem geliebten Chateau ist ein gewonnener Tag. Das im Krankenhaus kann man nicht mehr Leben heißen", bricht er nach längerer Zeit das Schweigen.
    
    „Mehr kann ich für dich nicht tun, leider. Aber so können wir zumindest ein wenig Zeit zusammen verbringen", antworte ich. „Wir können nichts an der Vergangenheit ändern, aber wir können die Gegenwart genießen."
    
    Onkel Roland sagt längere Zeit nichts, doch in seinem ...
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