1. Argonauta Kapitel 01-02


    Datum: 29.06.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPanthera_tigris

    ... „aber bitte verraten Sie mir eines. Was ist so besonders an dieser Mappe?"
    
    Renner zuckte mit den Schultern. „Das weiß wahrscheinlich nur mein Mandant selber. Meine Aufgabe ist es nur, seine Interessen zu vertreten, wie verrückt sie auch sein mögen."
    
    „Woher kommt dann aber Ihr persönliches Interesse? Ich hatte gerade im Restaurant den Eindruck als wären Sie selbst sehr aufgeregt", sagte Douglas gedehnt.
    
    „Glauben Sie mir, wie Sie habe ich keinen blassen Schimmer. Es ist nur ... das ist der erste Fall, mit dem meine Kanzlei mich persönlich betraut hat. Vielleicht will ich mich einfach nur beweisen und lege deshalb besonders viel Ehrgeiz an den Tag."
    
    Douglas grinste. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, seien Sie nicht zu ehrgeizig."
    
    „Sie sprechen da aus Erfahrung?", fragte Renner.
    
    „Leider ja", antwortete Douglas. Er fügte hinzu: „Meine Frau macht mir die Hölle heiß, weil ich zu viel arbeite. Letztens hat sie sogar angedroht, dass sie sich scheiden lässt, wenn ich nichts ändere."
    
    Renner lachte. „Unsere Kanzlei hat auch sehr gute Scheidungsanwälte, wenn Sie einen benötigen."
    
    „Danke, aber so weit will ich es nicht kommen lassen." Douglas blieb stehen. „Wir sind da", sagte er und kramte in seiner Hosentasche nach dem Autoschlüssel. Er angelte danach. Irgendwo musste er doch sein.
    
    Renner tippelte nervös mit den Füßen. Er schien höchst unruhig zu sein. Erneut bekam Douglas das Gefühl, dass irgendetwas merkwürdig war.
    
    Welches Detail übersehe ich ...
    ... bloß?
    
    Da war er. Seine Finger zogen den Autoschlüssel heraus und er entriegelte den Wagen.
    
    „Ich gebe zu, ich kann es kaum erwarten", sagte Renner aufgeregt.
    
    „Sieht man Ihnen überhaupt nicht an", sagte Douglas. Er öffnete die Tür und beugte sich nach vorne, um an die Aktentasche zu gelangen, die auf seinem Beifahrersitz ruhte. Stanley öffnete den Koffer, um diese verdammte Mappe zu entnehmen. Auf der Mappe ruhte noch die Kopie des Depotmietvertrages, die Ruth Schmidt ihm am Morgen besorgt hatte. Er zog an der Mappe, die darunter lag.
    
    Plötzlich hielt er inne. Die Dokumente waren durch das Ziehen verrutscht und Douglas starrte den Ausdruck von Jürgens' Personalausweis an. Plötzlich wusste er, was nicht stimmte.
    
    „Die Namen", flüsterte er.
    
    „Wie bitte?", fragte Thomas Renner.
    
    Stanley wirbelte herum und blickte den Anwalt an, der nervös auf seiner Unterlippe kaute. „Die Namen", wiederholte er, „Der Name des Großvaters Ihres Mandanten war Henning Jürgens, richtig?"
    
    „Richtig."
    
    „So wie hier?", fragte Douglas verwirrt und zog das Dokument mit dem Personalausweis hervor, um es Thomas Renner in die Hand zu drücken.
    
    „Ja, das ist der Name", sagte der Anwalt, „na und?"
    
    Douglas blickte Renner finster an. „Das Testament, das Sie mir gezeigt haben ... darauf steht Heinrich Jürgens. Heinrich, nicht Henning." Das Testament war eine Fälschung. Wie hatte er das bloß übersehen können?
    
    Renners Gesichtszüge verfinsterten sich. „Sie haben mich angelogen", platze es ungläubig ...
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