Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Sitzplätze waren aus altem Massivholz geschnitzt und der Saal verströmte das Gefühl von Erhabenheit. Zeitlosigkeit. Wie viele Generationen vor ihr mochten schon in dem gleichen Hörsaal auf den gleichen Plätzen gesessen und den Klängen der Dozenten gelauscht haben? Einzig die Tafel auf der dem Auditorium gegenüberliegenden Seite war einer nackten, weißen Wand gewichen, die von einem Beamer strahlend hell ausgeleuchtet wurde. Die moderne Technik machte selbst vor den historischen Räumen keinen Halt.
Das Raunen der Studenten war laut, sodass es Julia schwer fiel, überhaupt einem Gesprächsfaden folgen zu können. Man verstand sein eigenes Wort kaum. Nicht, dass Julia etwas zu sagen hätte, sie kannte ohnehin niemanden. Für sie war diese Menschenmasse ebenso anonym wie sie für die Masse es war.
Die Menschenmasse verstummte augenblicklich, als sich eine Eichenholztür öffnete und Prof. David Fisher den Raum betrat, ans Pult lief und mit freundlichen Augen ins Publikum blickte.
Fisher sah genauso imposant und eindrucksvoll aus wie im Fernsehen. Er war groß und muskulös, braun gebrannt und wirkte äußerst vital. Kein Wunder, dass beim Anblick des Hünen sofort jegliches Gespräch verstummte. Prof. Fisher verstand es wirklich, seine Zuhörerschaft für sich zu gewinnen, dabei hatte er noch nicht eine einzige Silbe gesagt. Einzig seine Kleidung wollte nicht zu ihm passen. Er trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug mit dazu passendem weißem Hemd und einer marineblauen Krawatte. ...
... Auf Julia wirkte der Anzug zwar elegant, er wollte aber so gar nicht zu dem Bild des verwegenen Abenteurers und Meeresforschers passen, das sie vom Professor hatte.
Genau wie Indiana Jones
, dachte sie amüsiert.
„Guten Tag, meine Damen und Herren", sagte Prof. Fisher auf Englisch mit donnernder Bassstimme. Julia war sofort beeindruckt. Sie hatte einige Dozenten in den letzten Jahren kennengelernt. Die meisten von ihnen waren ohne ein Mikrofon völlig hilflos gewesen. Doch David Fisher schien solche Technik nicht nötig zu haben. Er sprach klar, deutlich und selbst in der letzten Reihe noch absolut verständlich.
„Wie Sie sicherlich bemerkt haben, bin ich nicht Dr. Peters. Der Kollege lässt sich entschuldigen, er liegt mit einer schweren Grippe im Bett und hat mich gebeten, heute für ihn einzuspringen. Sie müssen also heute mit mir Vorlieb nehmen", eröffnete Fisher seinen Vortrag und seine Augen wanderten aufmerksam durch die Reihen. Sein Blick blieb, so hatte sie zumindest den Anschein, eine Sekunde länger bei Julia in der letzten Reihe haften als beim Rest der Zuhörerschaft und Julia hatte den Verdacht als umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. Sie konnte sich aber auch irren, denn auf die Entfernung vermochte sie es nicht sicher zu sagen. David Fisher fuhr fort: „Nachdem Sie sich in der letzten Stunde bei Dr. Peters etwas intensiver mit den Nahrungsgeflechten in der antarktischen See beschäftigt haben, werden wir uns heute einem gänzlich anderen Lebensraum ...