Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Westafrika transportiert. Und das gleiche Bild finden wir an der Pazifikküste Südamerikas ebenfalls. Kalte, planktonreiche Meeresströmungen als Nahrungsgrundlage für reiche Fischgründe. Aber was finden wir in genau diesen Regionen nicht? Genau! Tropische Korallenriffe -- und das, obwohl wir uns hier innerhalb der beiden Wendekreise in den Tropen befinden. In der Tat erstrecken sich die Korallenriffe in diesem Bereich ausschließlich auf Regionen, in denen die Wassertemperatur immer mindestens 19 Grad und unter 30 Grad beträgt. Wir finden sie also in warmen Gewässern und die sind ausgesprochen nährstoffarm, ja es sind geradezu Wasserwüsten. Genau das gleiche finden wir auch im tropischen Regenwald. Der tägliche Regen wäscht dort sofort sämtliche Nährstoffe aus dem Boden in tiefe Schichten, die für jede Wurzel unerreichbar sind. Wie passt das also in das Bild der artenreichen Korallenriffe? Wie kann diese offensichtliche Diskrepanz zwischen der enormen Produktion von Biomasse auf der einen Seite und der starken Oligotrophie auf der anderen Seite erklärt werden?"
Ratlose Gesichter in allen Reihen. Julia musste lächeln. Die Frage war ziemlich einfach. Einige Studenten tuschelten leise miteinander, aber keiner machte Anstalten, sich zu melden.
Was soll's
, dachte Julia und hob den Arm.
„Ja bitte?", fragte Prof. Fisher sie mit erwartungsvollem Blick.
„Die Sonne", sagte Julia.
Prof. Fisher lächelte. „Würden Sie das bitte ein wenig näher ausführen, Miss ...
... ...?"
„Adler, Sir. Julia Adler."
Fisher antwortete: „Ach, Sie sind das also. Na, dann lassen Sie uns doch einmal an Ihrem Wissen teilhaben."
Julia zuckte gleichgültig mit den Achseln.
Wenn es weiter nichts ist.
„Die Antwort lautet Zooxanthellen", sagte Julia kryptisch, „die Tätigkeit der Zooxanthellen kann das so genannte Riffparadoxon erklären."
Prof. Fisher nickte bestätigend mit dem Kopf. Er drückte erneut auf seinen Laserpointer und die Präsentation blätterte eine Folie weiter. Sie zeigte nun das Bild eines einzelnen Korallenpolypen in einer Makroaufnahme. Sein hydrengleicher Leib, ein sackartiges Gebilde, das an der apikalen Spitze von einem Tentakelkranz umsäumt wurde, war blass, fast durchsichtig, und mit zahlreichen bräunlichen Pünktchen übersät.
„Das Zauberwort lautet Symbiose", erklärte der Professor geheimnisvoll. Er trat vor sein Rednerpult und sagte dann: „Für gewöhnlich ernähren sich Polypen von dem, was mit der Meeresströmung angespült wird und was sie mit ihren Tentakeln einfangen können. Detritus, Plankton, oder aber ein Fisch, der nicht aufgepasst hat und der von dem Nesselgift der Polypen gelähmt wurde. Das allein reicht aber nicht aus, um in den nährstoffarmen Gewässern als Polyp über die Runden zu kommen. Er sucht sich deshalb Hilfe und die findet er in Form der Zooxanthellen. Als solche bezeichnen wir einzellige Algen aus der Gruppe der Dinoflagellaten, die als Endosymbionten in den Zellen der Polypen leben. Der bekannteste Vertreter der ...