Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Arbeitsteilung zu tun."
Der Student mit der Brille meldete sich wieder zu Wort: „Professor, ich verstehe immer noch nicht, was das mit den Korallen zu tun haben soll."
„Ist es Ihnen noch nicht aufgefallen?"
„Nein, was soll mir aufgefallen sein?"
„Es ist ganz einfach. Korallenpolypen gehen nicht nur eine Partnerschaft mit den Zooxanthellen ein, sondern auch mit Cyanobakterien, die sie bei der Belieferung der Zooxanthellen mit Stickstoff unterstützen."
„Aus dem Duo wird ein Trio", fiel nun auch bei dem Studenten der Groschen.
„Genau genommen ist es sogar ein kompliziertes Geflecht aus noch viel mehr Partnern. Wie wir erst in den letzten Jahren herausgefunden haben, besiedeln viele verschiedene Algen- und Bakterienarten die Korallen. Manche leben in ihnen, so wie die Zooxanthellen, manche auf ihnen. Und zwischen allen herrscht ein ständiges Geben und Nehmen. Jeder erfüllt eine bestimmte Rolle. Wir wissen zum Beispiel, dass manche Bakterien Vitamine für die Korallen produzieren. Alle sind untrennbar miteinander vernetzt."
Der Professor lächelte verschmitzt. Dann fragte er in die Runde: „Darf ich Ihnen etwas verraten? Die Korallenpolypen wären ohne ihre Symbiosepartner nicht einmal in der Lage, ihre bizarr anmutenden Kalkskelette aufzubauen, das, was wir nämlich als das eigentliche Korallenriff mit eigenen Augen sehen können." Im Hintergrund erschien das Bild einer verästelten Unterwasserlandschaft.
„Ich kann Ihnen nun ein bisschen Chemie nicht ersparen", ...
... sagte Fisher und seufzte. Neben dem Bild des Korallenriffs erschien eine chemische Formel:
Ca
2+
+ 2 HCO
3
-
⇌ CaCO
3
+ H
2
O + CO
2
„Korallenpolypen nehmen Kalziumionen und Hydrogencarbonat-Ionen aus dem Meerwasser auf, woraus Calciumcarbonat ausgefällt wird, also nichts anderes als Kalk in Form von Aragonitkristallen. Als weitere Produkte der Reaktion entstehen Wasser und Kohlendioxid. Da es sich um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, kann der Prozess auch in die andere Richtung ablaufen, das heißt, die Seite der Edukte und die Seite der Produkte stehen miteinander in einem Gleichgewicht aus ständigem Werden und Vergehen", fuhr Fisher mit seiner Vorlesung fort. Er ließ eine weitere Formel unter der ersten erscheinen:
H
2
O + CO
2
⇌ H
2
CO
3
„Unglücklicherweise", sagte Fisher, „hat Kohlendioxid im Wasser die Eigenart, sich zu lösen. Und dabei entsteht nichts anderes als Kohlensäure."
Fisher ließ seine Worte ein wenig wirken, dann machte er einen weiteren Gedankensprung: „Wie Ihnen bekannt ist, habe ich die Tradition, dass ich am Ende unseres Kurses eine kleine Abschlussveranstaltung in meinem Garten gebe. Letztes Jahr hat dabei eine Studentin ein Sektglas auf meinem Marmortisch umgekippt. Am nächsten Tag hatte ich den Salat, der Tisch war völlig ruiniert, denn er war stumpf geworden."
David Fisher ließ traurig die Schultern hängen. „Aber ich versichere Ihnen, obwohl ich ziemlich sauer war, ich habe besagte ...