Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Studentin nicht durch die Prüfung fallen lassen", sagte er glucksend, „aber was ist passiert? Wie Sie wissen, ist Marmor chemisch gesehen ebenfalls nichts anderes als Kalk und die kleinen Perlen im Sekt sind gelöstes Kohlendioxid, also Kohlensäure. Und diese reagiert mit dem Kalk, indem sie ihn auflöst. Schauen Sie, was passiert."
H
2
CO
3
+ CaCO
3
⇌ Ca
2+
+ 2 HCO
3
-
„Schauen Sie sich das an. Die Kohlensäure löst den Kalk auf und es entstehen unsere ursprünglichen Ausgangsprodukte. Anders ausgedrückt, das Gleichgewicht der Reaktion wird auf die Seite der Edukte verschoben und damit haben die Korallen ein Problem. Denn unter diesen Bedingungen entsteht kein Kalkskelett."
Julia verstand sofort, worauf Fisher hinaus wollte. Es war simpel, um auf die Lösung zu kommen. Sämtliche Informationen lagen ausgebreitet vor den Augen der Studenten. Der junge Mann mit der Brille rieb sich nachdenklich am Kinn.
„Damit Kalk ausfällt, müssen wir das Gleichgewicht auf die Seite der Produkte verschieben. Das funktioniert, indem wir einfach Wasser und Kohlendioxid entfernen. Wenn wir das wegnehmen, wird das ganze System auf die Seite der Produkte gedrängt und Kalk kann ausgefällt werden. Aber wo soll man nur mit dem Kohlendioxid hin?", stellte Fisher die Gretchenfrage.
„Ganz einfach", sagte Julia und wartete erst gar nicht ab, bis Fisher sie drangenommen hatte, „die Zooxanthellen nehmen es für ihre Photosynthese auf und stellen daraus den Zucker ...
... her."
„Bingo", sagte Fisher zufrieden. Er antwortete: „Miss Adler hat einmal mehr den Nagel auf den Kopf getroffen. Und wir sehen noch einmal in aller Deutlichkeit, dass alles Leben im Korallenriff, ob Groß oder Klein, miteinander in einem komplizierten Wechselspiel steht und dass einer ohne die anderen nicht kann."
Fisher sah auf seine Uhr. „Wir haben leider ein wenig Zeit verloren", sagte er, „bitte prägen Sie sich die letzte Folie gut fürs nächste Mal ein. Wir werden dort nahtlos anknüpfen und klären, was das Ganze mit der gefürchteten Korallenbleiche zu tun hat. Bis dahin bedanke ich mich für Ihr Zuhören und wünsche Ihnen allen einen angenehmen Tag."
Die Menge klopfte mit den Handknöcheln laut auf die Tische, die übliche Art und Weise auf die Studenten Beifall klatschten.
Julia erhob sich von ihrem Platz, während alle um sie herum ihre Sachen packten und sich aus dem mittlerweile etwas stickig gewordenen Vorlesungssaal quetschten. Julia schritt unsicher die Stufen nach unten, wo Prof. Fisher immer noch am Pult stand und gerade damit beschäftigt war, den USB-Stick mit der darauf gespeicherten Vorlesung aus dem Laptop zu ziehen.
„Miss Adler", sagte er freundlich zu Julia. „Wie schön, dass Sie gekommen sind", dagte er und gab ihr die Hand. Aus der Nähe war seine Erscheinung für Julia noch imposanter. Mit ihren gerade einmal einen Meter fünfzig Körpergröße wirkte sie neben dem Professor fast zwergenhaft. Der breitschultrige Mann war ehrfurchtseinflößend, beinahe ...