1. Die Nacht des Hexers


    Datum: 07.07.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byKrystanX

    ... während das Ziehen der Peitschenhiebe nachgelassen hatte. Ihre zarte Elfenhaut war noch immer feucht von ihrem Schweiß. Ein leichtes Frösteln ließ sie erzittern. Die Schönheit war gefangen in der Dunkelheit. Kein Licht. Keine Gesellschaft. Nichts als Einsamkeit und Angst. Langsam und quälend gesellte sich nun ein weiteres Gefühl hinzu. Durst.
    
    Seit ihrer Gefangennahme hatte sie nichts mehr getrunken. Anfangs hatte Stolz und Schmerz jedes Gefühl an dieses Bedürfnis vertränkt. Nun, gefangen in der Einsamkeit, konnte sie sich diesem Verlangen nicht mehr entziehen. Es war etwas, dass an ihr nagte und sie schlimmer als das Ziehen in ihren Gliedern belastete.
    
    Unzählige Male hatte sie Trykan verflucht. Sie hasste das Monster, was sie in diese Höhle verschleppt hatte. Sie hasste diese Kreatur, die sie auf so perfide folterte. Trotzdem hoffte sie insgeheim, dass er zurückkam. Sie wollte ihn immer noch umbringen, doch dazu musste sie überleben. Sie musste trinken und ihre Fesseln abstreifen. Dann konnte sie mit ihrer Rache beginnen.
    
    Hass war ein guter Motivator. Er hielt Lirya bei Verstand. Doch mit dem Verstreichen der einsamen Stunden wurde der Durst immer stärker. Immer wieder leckte sie mit der Zunge über ihre Lippen. Sie versuchte kostbare Schweißtropfen aufzufangen und in sich zurück zu holen. Der Durst ließ ihr keinen klaren Gedanken mehr finden. Mit dem Durst stieg die Verzweiflung. Hunger oder Schmerz würden sie nicht brechen. Durst und Einsamkeit konnten ...
    ... es.
    
    ***
    
    Sie erwachte. Ihre Kehle war ausgetrocknet. Ihr schwacher Leib lag kraftlos in den Fesseln. Sie hört ein Geräusch, das sie nicht zuordnen konnte. Sie schlug die Augen auf und fand das schwache Licht einer Kerze wieder die vor ihr auf einem Tisch stand. Auf dem Tisch lag dieselbe Rute aus dem Holz einer Giftweide, wie sie diese in Erinnerung hatte. Daneben standen eine Flasche mit Wein und ein Becher.
    
    "Wie ich sehe, bist du erwacht, Kleines." Trykans süßliche Stimme drang aus dem schwarzen Nichts zu ihr. Erst langsam erahnte sie die Konturen seine grünen Augen. Er saß auf der anderen Seite des Tisches und musterte die Elfe mit einer herablassenden Miene.
    
    Lirya räusperte sich und schluckte dann, auch wenn ihre Kehle ausgetrocknet blieb. Vor einem Tag hätte sie noch eine bissige Antwort gegeben, jetzt blickte sie nur auf den gefüllten Kelch in den Händen des Hexers. Er setzt ihn demonstrativ an seine Lippen und nahm einen Schluck.
    
    "... Durst ...", stammelte sie.
    
    Er lächelte milde, nahm einen weiteren Schluck von dem Wein und meinte dann: "Was, du hast Durst?"
    
    "Ja", sagte sie widersterbend. Sie wollte ihm ihre Schwäche nicht offenbaren, doch es war vergebens sie zu verbergen.
    
    "Dann bitte mich darum. Sag: Bitte Meister, gebt mir etwas zu trinken."
    
    Die Augen der Blutelfe weiteten sich. In diesen Worten lag so viel demütigendes, was sie unbedingt vermeiden wollte. Währe nicht der quälende Durst, hätte sie es wohl auch geschafft. Doch so rang Lirya mit ...