1. Die Mitte des Universums Ch. 077


    Datum: 30.09.2022, Kategorien: Erstes Mal Autor: byBenGarland

    ... hegte. Thanh war einfach ein gelungenes Beispiel von Ressentiment-freiem Aufwachsen, was die Zeit mit ihr äußerst angenehm machte.
    
    Und nun saß sie wieder neben mir, wie damals im Februar. Obwohl es wie ein Klischee klingen muss: Thanh wurde immer schöner, je älter sie wurde. Sie hatte sich wieder dezent geschminkt, aber diesmal dunkleren Lippenstift aufgetragen, was ihr außergewöhnlich gutstand, da ihr Mund von auserlesener Schönheit war -- genau wie ihre Augen, die klug und ruhig hinter ihrer Brille funkelten. Ihr Kopf war relativ groß, und ihre dichten Augenbrauen schwangen sich forsch in Richtung ihrer Schläfen.
    
    Khoi redete viel, wie immer, so, dass ich Gelegenheit hatte, mir Thanh weiter im Detail zu betrachten: Ihr Haar war von außerordentlicher Fülle und fiel ihr bis weit über die Brust vorn nach unten. Es dauerte vielleicht eine Viertelstunde, bevor ich überhaupt auf ihren Busen, der auch nicht gerade klein war, aufmerksam wurde. Thanh trug ein gelbes Strick-Top mit zwei dünnen Trägern, und ihre Brust war ihrer Figur angemessen groß, aber irgendwie fiel es mir schwer zu entscheiden, ob ich eigentlich BH-Träger sah. Ich wartete, ob sie sich nicht vielleicht einen Pferdeschwanz binden würde; andererseits wäre das ja Verschwendung gewesen, da ihr Haar ja gerade so, wie es wallend ihr Gesicht rahmte, beeindruckte und betörend schön aussah.
    
    Khoi hatte die einigermaßen unangenehme Angewohnheit, an Andere gerichtete Fragen zu beantworten, was mich schon immer gestört ...
    ... hatte, egal, wer es machte. Meine Mutter hatte das auch draufgehabt, wenn wir früher bei Verwandten zu Besuch waren. Witzigerweise kam mir Khois Angewohnheit heute aber gelegen, da ich von Thanhs Schönheit in den Bann gezogen war und somit ohnehin keine Lust hatte, genauer zuzuhören oder gar das Gespräch am Laufen zu halten. Ich hatte mir bis dato über Thanh kaum Gedanken gemacht, aber heute konnte ich meinen Blick nicht wenden. Sie hatte es sicher schon bemerkt.
    
    Ich fragte die beiden natürlich ein wenig nach ihrem Studium aus, doch auch hier antwortete Khoi für Thanh gleich mit, nachdem er ihr zwei Sätze gegönnt hatte. Intelligent wie er war, lieferte er aber oft gleich noch ein Soziogramm aller jungen Vietnamesen mit, was wiederum durchaus interessant sein konnte. Er nahm die Geschichte einer Person als Anlass, darüber zu sinnieren, ob das eine Ausnahme oder eher die Regel war, und zeichnete somit ein detailliertes Bild einer Welt, die ich mir allein kaum erschließen konnte. Als er einmal kurz auf dem Klo war, unterhielten Thanh und ich uns kurz über Khois Marotte und kamen überein, uns an einem anderen Tag noch einmal nur zu zweit zu treffen.
    
    Wir bestellten aber trotzdem noch eine Runde, da wir Khoi nicht zurechtweisen oder einfach aufstehen und gehen konnten. Mich mit Thanh allein zu treffen schien der beste Kompromiss und der einzige Weg, aus dem Dilemma, dass Khoi einfach zu viel quasselte, ohne Gesichtsverlust -- was in Vietnam wichtig war -- herauszukommen. Ich ...
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