1. Die Mitte des Universums Ch. 077


    Datum: 30.09.2022, Kategorien: Erstes Mal Autor: byBenGarland

    ... stand immer noch neben mir, und so drehte ich mich etwas zu ihr. Ich wollte ihren fabelhaften Mund küssen, aber Küssen in der Öffentlichkeit war zum einen in Vietnam völlig unüblich, und zum anderen war ich ihr ehemaliger Englischlehrer und ungefähr so alt wie ihr Vater. Da ich aber die Chance, sie hier im Halbdunkel mit niemandem in Sicht sanft zu berühren, nicht verstreichen lassen wollte, legte ich ihr mit den Rückseiten meiner Finger ihr Haar neben ihrem Hals auf ihre Schulter. Sie sah mich ruhig an und schien nicht überrascht.
    
    Ihr Haar anzufassen war relativ unschuldig, fand ich, da ich dabei nicht ihre Haut berührte. Und die Aktion kam ja auch nicht ganz von ungefähr: Thanh wusste, dass ich sie und insbesondere ihr Haar irre fand. Und sie hatte es sich doch wohl auch beim Friseur wellen lassen, damit es jemanden bezirzt -- und der es ihr auch sagt. Oder?!
    
    „Mein Gott, Thanh, Du wirst immer schöner!" brachte ich noch heraus. „Wann können wir uns wiedersehen?"
    
    Dadurch, dass ihr Haar nun auf ihren Schultern lag, konnte ich endlich ihren leicht bebenden Busen bewundern, der doch noch ein bisschen grösser schien, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Haut oberhalb, unter ihren Schlüsselbeinen, war unglaublich glatt und weich wie Milch. Thanh atmete tief durch und sagte:
    
    „Nun, wir können noch zu mir fahren, für eine Stunde oder zwei. Meine Eltern sind zwar zu Hause, aber mein Vater kuckt abends immer fern, und sie hätten sicher nichts dagegen, wenn wir nach oben ...
    ... auf den Balkon gehen."
    
    Plötzlich klopfte mein Herz höher. Aber klar, ihr Vorschlag war keineswegs absurd. Wir hätten auch essen gehen können, aber irgendwie war es dafür noch zu früh. Auf ein Abendessen mit ihrer Familie hatte ich zwar keine große Lust, aber das hatte sie ja auch nicht vorgeschlagen. Und Kaffee hatten wir ja auch gerade erst zur Genüge getrunken.
    
    „Na?" fragte sie leicht verschmitzt. „Es ist nicht weit ..."
    
    Jetzt abzulehnen brachte ich nicht übers Herz. Wir hatten ja wirklich noch nicht miteinander geredet, weil Khoi sich immer dazwischen gelehnt hatte. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich angenommen, dass er das vielleicht aus Verlegenheit tat. Aber, ich glaubte, sein Hirn war einfach zu schnell und zu ungeduldig, auf die -- seiner Ansicht nach -- ohnehin unvollständigen Antworten der anderen Leute am Tisch zu warten. Der Gerechtigkeit halber muss ich aber noch anfügen, dass er nie jemandem direkt ins Wort fiel. Mir schon gar nicht.
    
    Ich nickte Thanh zu, und wir stiegen auf unsere Motorräder. Ich fuhr hinter ihr her zu ihrem Haus, wo wir durch das Gartentor rollten und unsere Gefährte parkten. Ihr Vater saß wirklich unten im Wohnzimmer und schaute Nachrichten. Ihre Mutter gesellte sich zu uns, und Thanh stellte uns vor. Ihre Eltern schienen nett zu sein, und sie waren sicher auch stolz auf ihre schöne, kluge Tochter, die an ihrer Uni reüssierte. Sie baten mich, mich doch kurz zu setzen, und die Mutter holte gleich noch ein paar Büchsen Bier ...
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