Das Patrick-Projekt
Datum: 29.10.2022,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: Dingo666
... Oder besser sofort abhauen? Durch das Fenster? Dann ab nach Südamerika, und ein verborgenes Leben im Dschungel führen, nie wieder jemand begegnen müssen? Klingt gut!
Obwohl -Patrick ist doch mein Projekt! Ich habe ihn erkoren, als zentralen Dreh- und Angelpunkt meiner Gedanken und Gefühle. Weniger als bewusster Entschluss, eher als logische Wahl. Er mag mich. Ich mag ihn. Bei ihm kann nichts passieren. Dachte ich...
Ich springe aus dem Bett wie von der Tarantel gestochen und sehe mich hektisch um. Vor dem Aufbruch nach Südamerika muss ich erst mal schnell duschen - ich rieche deutlich nach den Aktivitäten der Nacht. Das fleckige Nachthemd, das vor dem Bett liegt, noch mehr. In Windeseile schrubbe ich mich ab und putze die Zähne. Dann stürze ich mich - heute mit Unterwäsche! - in meine gröbsten Kleider: eine abgeschnittene Jeans und ein kurzes, kariertes Hemd in Rot und Weiß. Unerotisch genug, hoffentlich.
Auf dem Nachttisch liegt noch die Kerze. Die hätte eine Reinigung auch dringend nötig. Keine Zeit. Rein in die Schublade und zugeknallt, das muss erst mal reichen. Dann schleiche ich die Treppe runter. Nah am Geländer, mit wenig Knarren. Es riecht gut, nach Kaffee und Essen. Mein Magen knurrt leise.
Es hilft nichts! Ich muss da durch. Ich richte mich auf, klebe ein Lächeln auf mein Gesicht, und schreite in die Küche wie der Held in den Saloon. Patrick sitzt schon am Tisch, einen Wust von Papieren vor sich. Er steht immer um fünf Uhr auf. Das hat er sich ...
... angewöhnt, als er damals den Hof übernahm und nach den Tieren schauen musste. Die Landwirtschaft ist inzwischen aufgegeben, aber seinen Tagesrhythmus hat er beibehalten.
"Guten Morgen", verkünde ich. Doch meine Stimme klingt eher dünn und fragend. Tja, ist es ein guter Morgen? Er schaut auf, ein wenig grau im Gesicht. Kein Lächeln.
"Guten Morgen", sagt er und räuspert sich. Unsicher schiebe ich mich auf einen Stuhl und schenke mir einen Kaffee ein. Unbehagliches Schweigen hängt in der Luft. Er schenkt mir keine Beachtung, sondern liest in seinen Unterlagen. Das Gewicht auf meiner Brust wird immer schwerer. Er ist wohl richtig sauer. Oder enttäuscht. Oder...
Dann bemerke ich, dass er dieselbe Tabelle wieder und wieder liest. Er tut nur so! Sofort kann ich freier atmen. Das heißt, er ist genauso unsicher wie ich.
"Patrick", beginne ich zögernd. "Wegen gestern..."
"Ja?" Er schaut auf, Panik in den Augen.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was gerade mit mir los ist. Normalerweise bin ich nicht so drauf. Bitte entschuldige, wenn ich dich in, äh, komische Situationen gebracht habe." Ich versuche ein kleinlautes Lächeln.
"Ah." Erleichterung in seiner Miene. "Das - das ist schon okay. Hrm. Wenn es für dich okay ist."
"Jaja, alles okay. Alles!" Also doch nicht Südamerika. Sehr gut!
Er sinnt kurz vor sich hin und nickt dann. "Gut. Ich, äh, bin auch sonst nicht so drauf. Weißt du was? Wir lassen das einfach mal auf sich beruhen, ja? Wir haben einen Berg Arbeit für heute. ...