Das Patrick-Projekt
Datum: 29.10.2022,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: Dingo666
... wieder gut sein. Sehr gut! Ich habe keine Angst vor Gewittern. Ich liebe das sogar, wenn es blitzt und donnert. Zuhause schaue ich immer durch das Fenster zu, wie es stürmt.
Wir steigen ins Auto. Patrick startet und fährt los. Vor der Einfahrt biegen wir aber nicht zum Tal hin ab, sondern bergan.
"Ich dachte, wir gehen in ein Restaurant?", wundere ich mich.
"Abwarten." Er grinst. "Es ist etwas Besonderes."
Ich setze mich aufrechter hin, jetzt aufgeregt. Er hat also doch etwas für mich vorbereitet? Heldenhaft kämpfe ich gegen die Erwartungen, die wie Unkraut in mir hochschießen. Es hilft, wenn ich mich auf Patrick konzentriere. Aus den Augenwinkeln studiere ich sein Outfit. Er hat sich eine Lederhose angezogen, ein Mittelding zwischen Tracht und modern in dunkelgrau. Dazu ein schlichtes, weißes Hemd, das super zu seiner sonnengebräunten Haut passt. Ja, er sieht einfach gut aus, mein Chef!
Zuerst denke ich, wir fahren wieder zur Schluchtenhütte, und mein Herz tuckert los, bei der Erinnerung daran. Mein Gott, ist das erst einen Tag her? Doch dann biegt er auf einen Schotterweg ab, und es geht eine lange, flache Steigung hinauf, immer höher. Bis über die Baumgrenze. Von Südwesten her rückt die Gewitterfront näher.
"Die ist erst in zwei Stunden hier." Er hat meinen besorgten Blick gesehen. "Zeit genug. Wir sind gleich da."
Der Weg schlägt einen Haken und endet auf einer kleinen Freifläche. Von dort geht ein Fußpfad zu einer hochragenden Felswand. In einer ...
... Mulde steht dort, umgeben von einigen Büschen und Gewächsen, eine niedrige Hütte im Abendlicht.
"Nicht die Hütte. Da rüber wollen wir", grinst er. "Mach mal den Kofferraum auf und nimm den Korb, ja?"
"Oooh, ein Picknick? Hier oben?", staune ich. "Ich liebe Picknicken!"
"Weiß ich doch" lacht er. "Als du kleiner warst, wolltest du jeden Abend picknicken. Und wenn es nur auf dem Hof unten war, bei den Hühnern. Aber das Beste siehst du gleich erst."
Ich schnappe mir den mit einem Tuch zugedeckten Korb, er einen schweren Rucksack und eine Decke, und wir folgen einem Trampelpfad, etwa zweihundert Meter in Richtung Westen. Die Abendsonne hängt genau vor uns über einer Bergkette, die wahrscheinlich schon in Kärnten drüben steht.
"Hier. Und jetzt schau dich mal um", sagt er stolz.
"Ooooh!"
Mir fehlen die Worte. Wir sind auf einer Art Zacke angelangt. Links und rechts und nach vorne geht es abwärts. Erst ein paar Meter als sanfte Neigung, mit Gras überwuchert. Dann immer steiler und felsiger. Wir schweben förmlich über dem Tal und können ringsum ewig weit sehen. Verzaubert drehe ich mich um die eigene Achse.
"Das ist der Gondor-Grat", grinst er. "So nennen es alle hier. Nach dieser Stadt aus ´Herr der Ringe´, die um so eine ähnliche Felsnase herum gebaut ist. Ich vermute aber, vor der Trilogie hieß die Stelle anders."
Ich nicke abwesend. Die Filme habe ich mal gesehen, aber nur noch einen verschwommenen Eindruck. War das diese weiße Stadt, um die am Ende gekämpft ...