1. Kleine Cornelia


    Datum: 17.08.2018, Kategorien: Fetisch Autor: verflixtnuamoi

    ... nun, diesen Dreh hatte ich bald heraus. Man ist ohne Beine gar nicht so hilflos wie viele glauben, man muss nur manches anders machen. Ich glaube, wenn ich querschnittgelähmt wäre, wäre es viel schlimmer, dann müsste ich ja meine Beine überallhin nachziehen. So aber behindern mich keine Beine und ich bin sogar um das Gewicht von zwei Beinen leichter und daher beweglicher.
    
    Im Therapiezentrum war ich ja mit anderen Leuten zusammen, abends in meiner Wohnung fühlte ich mich alleine dann doch oft sehr einsam. Manchmal ging mir meine Familie schon ab. Ich vermisste dann etwas Wärme und Geborgenheit. Da war das kleine Café gerade richtig, um noch ein wenig unter Leuten zu sein. Immer öfter sehnte ich mich nach einer männlichen Ergänzung. Dabei dachte ich nicht unbedingt an ein sexuelles Zusammensein, sondern einfach an den intellektuellen Austausch. So um die Zwanzig hat man sich noch nicht daran gewöhnt, für die Männerwelt einfach nicht zu existieren. Ich hielt mich für einigermaßen hübsch, sind Beine für Männer wirklich so wichtig?
    
    Ein älterer Kollege ahnte nicht wie weh er mir tat, wenn er seine Späße trieb. „Wenn deine Beine länger wären…,“ „Wenn deine Beine nicht so pummelig wären…,“ waren Aussprüche, von denen er glaubte, dass ich sie für lustig halte. Aber auch die Kolleginnen, die mich immer unterschwellig bedauerten, waren mir letztlich keine Hilfe. Ich kann ja ganz gut leben ohne Beine. Nach so vielen Jahren hält man es für ganz selbstverständlich, keine Beine zu ...
    ... haben. Man kann sich eben an alles gewöhnen. Ja, sicher, es gibt Situationen, in denen man gerne wieder welche hätte. Das kam zu dieser Zeit meist dann vor, wenn einem ein gut aussehender Mann mitleidige Blicke zuwarf.
    
    So im April oder Mai, je nach Wetterlage, stellt Carly, der Inhaber des kleinen Cafés unten an der Ecke, Tische und Stühle vor seinem Lokal auf. Dann kann man bis in den Herbst hinein heraußen sitzen und die Passanten beobachten. Fast immer sitze ich nach der Arbeit dort und genieße je nachdem Kaffee, Eis oder Limonade. Carly sieht mich immer schon von weitem und nimmt einen Stuhl von „meinem“ Tisch, damit ich gleich mit dem Rolli heranfahren kann. Was soll ich machen? Soll ich etwa vorbeigehen, wenn Carly so freundlich ist?
    
    Ich sitze am liebsten so, dass ich den Platz vor mir beobachten kann. Allerdings sehe ich aber nicht, wer aus der Straße hinter mir kommt. Ich erschrak daher als mich von hinten jemand ansprach: „Hallo Stumpfi!“ Bei dieser Anrede kam gleich mein Blut in Wallung. „Verzeih,“ korrigierte sich sogleich der Lümmel, „Grüß dich Cornelia!“ Dabei kam er um den Tisch herum. „Michael!“ trotz meiner Verärgerung war ich erstaunt, ihn zu sehen. Er entschuldigte sich nochmals für seine Ungehörigkeit und bekam dabei einen hochroten Kopf. Das versöhnte mich einigermaßen, ich war sogar innerlich amüsiert.
    
    Ohne zu fragen setzte sich Michael mir gegenüber und überschüttete mich mit Fragen. „Wie geht es dir? Was hast du nach der Schule gemacht? Was machst ...
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