Salomé
Datum: 18.08.2018,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... hysterischer, während Carin eine Tunika nach der anderen abwarf. Sie tanzte sich die Seele aus dem Leib. Sie trug schließlich nur noch eine leichte Tunika, die bis zu den Knien reichte. Dann war es soweit: die Musik verstummte abrupt, für den Bruchteil einer Sekunde hielt alles den Atem an; Carin griff mit einem Ausdruck der Verzweiflung an die letzte Tunika, zog heftig an ihr; sie riss prompt an der vorgesehene Stelle auseinander und Carin schleuderte sie in hohem Bogen hinter sich. Jetzt bedeckte nichts mehr ihren Körper. Ein Raunen ging durch das Publikum. Splitternackt stand sie, wie betäubt, auf der Opernbühne. Sie atmete schwer. Ihre festen mittelgroßen Brüste, ihre Schenkel, ihr schlanker Oberkörper, ihr wunderschönes rundes Becken und das dunkle Dreieck ihrer Scham waren den Blicken aller Zuschauer preisgegeben. Rund 800 Personen fasste der Opernsaal; an diesem Premierenabend war er bis auf den letzten Platz besetzt und viel weniger würden es an keinem der kommenden Abende sein. Sie alle, wildfremde Menschen, vom Pennäler bis zum Rentner, vom Studenten bis zum Bankdirektor konnten im Scheinwerferlicht ihre Möse sehen, ihr spärliches dunkelblondes Schamhaar und, wer in den ersten Reihen saß, darunter ihre deutlich ausgeprägten Schamlippen. Sie war die einzige Nackte unter 800 Menschen.
Jetzt gab es kein Zurück mehr für sie; die zerrissene Tunika lag meterweit entfernt und wurde eben von einem Statisten weggeräumt. Und so würde es von jetzt an bei jeder Aufführung ...
... sein, von denen allein in dieser Saison noch zwölf vorgesehen waren. Sie, die splitternackte Sopranistin, würde sicher der Star der Saison werden. Wieviele Zuschauer würden nicht wegen der Musik kommen, sondern nur um sie nackt zu sehen? Wieviele würden den Anblick genießen und sich dann vielleicht nach der Vorstellung selbst befriedigen? Sie habe sich, sagte Carin mir später, in diesem Moment wie eine Hure gefühlt. Ich habe mich rein aus Karrieregeilheit vor hunderten Menschen nackt ausgezogen. Was anderes macht eine Stripperin auch nicht, die sich für Geld auszieht. Es war so erniedrigend, so furchtbar. Sie hasste N. in diesem Moment mehr als sie je einen Menschen gehasst hatte. Am liebsten wäre sie im Boden versunken; sie wünschte, alles wäre vorbei. Aber es sollte noch über 20 Minuten dauern und zugleich mit der Scham spürte sie in sich ein ungeahntes Machtgefühl, wie es auch Salomé empfunden haben muss. Und mit der Scham und dem Machtgefühl, auch das berichtete sie mir später, fühlte sie schließlich eine bis dahin ungekannte Lust, eine alles übersteigende sexuelle Erregung in sich aufsteigen. Ich kann es immer noch nicht fassen, aber bin ein bißchen feucht geworden, erzählte sie verschämt und irritiert, ich hätte da oben fast einen Orgasmus bekommen, als mir klar wurde, daß mich jetzt hunderte Leute völlig nackt sehen und daß ich nicht die geringste Chance habe, mich ihren Blicken zu entziehen...
Die Oper geht weiter. Carin tritt einige Schritte nach hinten in Richtung ...