Salomé
Datum: 18.08.2018,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Ecke. Sie war wieder so nackt wie während der letzten fünfundzwanzig Minuten der Aufführung. Allen stockte der Atem. Carin lief mit einem triumphierenden Lächeln noch sieben oder acht Mal so auf die Bühne, mal allein, mal mit dem gesamten Ensemble, um die Ovationen des Publikums entgegen zu nehmen. Am Ende kam sie noch einmal vor den Vorhang auf die Rampe und verbeugte sich ihre Schamhaare sahen jetzt im grellen Scheinwerferlicht fast hell aus - entblößt und splitternackt, ein letztes Mal im tosenden Applaus.
Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist, erzählte sie mir danach, aber ich mußte es einfach tun, ich wollte mich unbedingt weiter zeigen. Es war doch jetzt sowieso egal, ob ich nackt bin oder nicht. Die hatten doch eh schon alles gesehen. Oder nein, es war doch nicht egal: Während der Aufführung hatte ich ja nackt sein müssen, aber jetzt wollte ich es noch einmal freiwillig sein. Ich wollte dieses Gefühl auskosten, ich wollte, daß alle meine Brüste und meine Möse sehen, und zwar, weil ich allein es so wollte. Es war unglaublich ich war noch nie so erregt...aber ich schäme mich jetzt, ich schäme mich so furchtbar, für das, was ich da getan hab und für überhaupt für meine ganze Nacktheit da oben auf der Bühne. Ich weiß nicht, ob ich das nochmal schaffe.
Carin schaffte es, wie weiß ich nicht und sie selbst weiß es auch nicht. Sie sei jedesmal wie in Trance gewesen, sobald sie nackt war, sagte sie mir später. Sie spielte die Salomé noch über zwanzig Mal und wurde, wie vorausgesagt, der Star dieser und der kommenden Opernsaison. Ihre Nacktauftritte wurden berühmt. Die ganze Stadt riss sich um Opernkarten, um die schöne nackte Sopranistin zu sehen, die sich in jeder Aufführung auszog. In der übernächsten Saison bekam sie ein Engagement an eine der Bühnen der Hauptstadt. Die Salomé hat sie seitdem noch nicht wieder gesungen.