1. Die Mitte des Universums Ch. 054


    Datum: 04.06.2023, Kategorien: Inzest / Tabu Autor: byBenGarland

    54. Kapitel -- Druckabbauen mit Giang
    
    In Vietnam werden alle Todestage in der Familie mit einem Mittag- oder Abendessen begangen, bei dem vorher Mopeds, Ventilatoren, Spielgeld, Klamotten, Schuhe und auch Schmuck aus Pappe oder Papier verbrannt und somit auf die ‚Reise nach oben' verschickt werden -- was eben der oder die Tote so braucht. Viele Familienmitglieder meiner Frau, die mittlerweile selbstverständlich auch meine sind, stellen übrigens diese Dinge her und verdienen sich so ihren Lebensunterhalt.
    
    Bei diesen Mittagessen, die in unserer Familie statistisch so alle zwei Wochen vorkommen, sind — je nach Wichtigkeit der verstorbenen Person -- immer so zwischen 15 und 75 Gäste anwesend. Die Frauen besorgen das Kochen und die Männer das Tischdecken. Jeder Gast, der ins Haus kommt, betet zunächst für die Verstorbenen, zündet ein Räucherstäbchen an und stellt die mitgebrachten Kleinigkeiten -- wie Kekse oder Getränkedosen -- auf den Hausaltar, bevor er oder sie sich an den Tisch setzt. Viele dieser Treffen arten zu ziemlichen Saufgelagen aus, die sich manchmal bis weit in den Nachmittag oder Abend hineinziehen.
    
    Für mich gibt es dabei, außer Essen und Trinken, nicht viel zu tun, da mein Vietnamesisch nicht gut genug ist, um wirklich lebhaft an den Gesprächen teilzunehmen. Mir macht das aber nichts aus; zum einen, weil ich daran gewöhnt bin und, zum anderen, weil ich somit ziemlich ungestört meinen Gedanken nachhängen und die Leute beobachten kann. Manchmal spiele ich ...
    ... auch ein Spiel mit mir selbst und überlege mir, wo die betreffende Person im Familienstammbaum hingehört. Im Großen und Ganzen mag ich diese Saufgelage, weil sie trotz des eigentlich traurigen Anlasses oft herrlich lebhaft, laut und lebendig sind.
    
    Vor circa drei Wochen waren wir wieder zu solch' einem Mittagessen, diesmal anlässlich des 34. Todestages einer Cousine, geladen gewesen. Die Eltern des Mädchens lebten auch schon ein paar Jahre nicht mehr. Ihre Mutter, die die ältere Schwester meines Schwiegervaters war, war verstorben, als meine Frau und ich uns gerade kennengelernt hatten. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass wir noch vor unserer Verlobung das Mittagessen aus Anlass des Todes der Tante besucht hatten. Da hatte ich zum ersten Mal meine neue, große Familie getroffen.
    
    In der Zwischenzeit war auch der Onkel gestorben, und das kleine Haus war somit gar nicht mehr bewohnt. Trotzdem fanden dort nach wie vor diese Mittagessen aus dem traurigem Anlass der Todestage statt. Als wir uns also wieder einmal in dem alten Haus trafen, war ich zunächst enttäuscht, weil eine junge Frau, die die Tochter eines meiner Lieblingscousins war, nicht da zu sein schien. Dung, was sich ‚Yumm' aussprach, war Schneider und hatte mir schon etliche Hemden und Hosen genäht. Er war ein stilvoller, fröhlicher Mensch, der von seiner Frau getrennt ein Haus auf dem Land bewohnte, wo wir manchmal zusammen Bier tranken, während seine Frau mit Giang, der jüngeren Tochter, hier in der Stadt lebte. ...
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