Realität
Datum: 03.08.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNNNM
... ansah, und dann verschwand, was natürlich auch Zufall gewesen sein konnte.
Er fühlte sich ein wenig besser. Den letzten Satz hatte er nur gesagt, um sie besser davon überzeugen zu können, dass er die Wahrheit sagte. Aber jetzt fühlte er, dass er ihr wirklich nicht mehr ganz so böse war, und er hoffte inständig, dass ihr die Flucht gelingen würde.
Mit pochendem Herzen betrat er den Supermarkt, welcher, ohne dass seine Sinne durch das Paralanin benebelt waren, einen ernüchternden Anblick bot. Aber wie er zugeben musste, waren, auch wenn es sich fast durchgehend um synthetische oder benthische Ersatzstoffe handelte, genügend Nahrungsmittel vorhanden. Tobias ließ sich nichts anmerken. Er war jetzt, ob er wollte oder nicht, Mitglied einer geheimen Organisation, und seine Aufgabe würde sein, die Illusion, der die anderen Besucher des Marktes zum Opfer fielen, zu perfektionieren.
4. Flucht
Kay hatte alles erreicht, was sie wollte. Sie hatte die Unterlagen, die sie einsehen sollte, gefunden, ohne dass sie mit Herrn Freund, wie Tobias für sie offiziell immer noch hieß, schlafen musste. Ihm ein bisschen Bein zeigen, und es ihn einmal mit dem Fuß und einmal mit der Hand zu besorgen hatte schon ausgereicht, sein Vertrauen zu gewinnen. Sie hätte zufrieden mit sich sein können. Aber sie war es nicht. Sie fühlte sich ganz im Gegenteil elend und wünschte, die ganze Geschichte wäre anders verlaufen.
Sie war unbehelligt nach Hause gekommen, auch wenn sich der moderne ...
... Schnellzug als rostiges Ding herausstellte, das sicherlich schon Dutzende von Jahren auf den Gleisen hinter sich hatte. Die Fahrt auf den billigen, engen und verdreckten Bänken des Wagens führte nicht mehr wie auf der Hinfahrt durch malerische Dörfer mit Wäldern drumherum, sondern durch triste Industriegegenden und Landschaften, in denen intensivierte Landwirtschaft jegliche Natur zerstört hatte.
Ihr hübsches Studentenappartement, auf das sie so stolz war, war eine winzige Wohnung, kaum größer als ein Zimmer in einem Studentenwohnheim. Ihr helles Schlafzimmer war ein Kabuff mit einer Luke, in das kaum mehr als der Schrank und das Bett hineinpasste.
Kay hatte Besorgungen gemacht, und der Anblick des Supermarkts hatte sie deprimiert. Sie fragte sich, ob die Wirkung des MZP dauerhaft sei, oder ob sie nach einige Zeit nachlassen würde. Sie hatte sich bei Frau Löns gemeldet, deren Gesicht ihr nun viel älter vorkam, eingefallen und mit runzligen Falten. Auf ihrer rechten Wange hatte sie ein große Narbe, wie sie manchmal als Folge von schweren Hautkrankheiten blieben. Kay hatte die Fotos von Tobias Unterlagen in einer verschlüsselten Mail an die Universitätsverwaltung weitergeleitet.
Nun war sie wieder zu Hause, hatte sich einen Schluck Wein genehmigt - ohne das Paralanin schmeckte er wie Essig, hatte aber immerhin noch dieselbe Wirkung - und wollte sich nun ein kleines Abendessen bereiten, als das Telefon klingelte.
"Lehmann?" meldete sie sich.
In der Leitung rauschte und ...