1. London Calling 06


    Datum: 26.08.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byplusquamperfekt

    ... und entsprechend wissenschaftlich liefen seine Stunden auch ab. Darüber hinaus übte ich nun wieder täglich und fand auch einen Kurs in Zazen, also Zen-Meditation.
    
    Das Verhältnis zu Sara normalisierte sich bis zum Frühling des neuen Jahres, aber wir lebten nun, obwohl nur wenige hundert Meter auseinander, in völlig anderen Welten. Ich existierte nur noch bei der Arbeit und in meinen ernsthaften Versuchen, meinen Charakter und mein Leben zu reformieren. Ich rauchte nicht mehr, nahm keine Drogen und hielt mich auch von Frauen fern. Bis zum Sommer hatte ich nur zwei Rückfälle, wo ich mir ein Zehnerpäckchen Zigaretten und ein paar Schmuddelhefte gönnte, ansonsten wichste ich nicht einmal. Nachdem sie ihren Zweck einmalig erfüllt hatten, wanderten sie in den Abfall.
    
    Mein Meditationslehrer war von meinen Fortschritten beeindruckt, warnte mich aber, dass ich noch zu viel unabgeschlossenes Material, das er als „Bodensatz" bezeichnete, durchzuarbeiten hätte und mich meine Erfolge nicht darüber hinwegtäuschen sollten. Auch beim Yoga wurde ich nun immer öfter zur Demonstration herangezogen und Hari förderte mich auch ganz gezielt. Später würde er mir die Ausbildung zum Yoga-Lehrer ans Herz legen.
    
    Bei den reichlich stattfindenden Partys in unserer Firma, die die Besitzerin als Dankeschön für unsere harte Arbeit durchzog und die in immer nobleren Gaststätten und Restaurants stattfanden, freundete ich mich mit zwei deutschen Mädels an, die in der Bestellannahme arbeiteten, aber ...
    ... nach meinem Ausscheiden dort angefangen hatten.
    
    Sandra war eine rheinische Frohnatur aus Bonn, die ihr Übergewicht durch eine herzerfrischende Art und ein witziges Lachen wettmachte, das immer in einem Schweinegrunzen endete, was natürlich bei allen anderen in Lachanfällen endete. Die erst zwanzigjährige Freundin von ihr, Maria, kam aus Schwaben. Dazu gesellte sich noch Andy, ebenfalls Schwabe und schwul. Wir waren ein witziges Quartett und hatten auch außerhalb dieser Partys viel Spaß miteinander.
    
    Ich hatte derweil mein Stück in seine finale Fassung gebracht und einem Nachbarn vorgelegt, der im Haus neben meinem wohnte, ein im Ruhestand befindlicher griechischer Literaturprofessor. Er war völlig begeistert und legte das Stück einem seiner Freunde vor --dem Besitzer des griechischen Theaters nämlich, an dem auch Bill einst sein HIV-Stück aufgeführt hatte. Anfang Juni kam dann die elektrisierende Rückmeldung, dass er das Stück gerne aufführen wollte.
    
    Das hatte den Effekt, dass ich aus meinen spirituellen Sphären wieder in das normale Leben zurückkehrte, denn nun traf ich mich wieder regelmäßig mit Kev, der die Regie übernehmen sollte und trieb mich auch wieder im Falcon herum. Ich fing das nächste Stück an, leider auch wieder das Rauchen, da Schreiben und Rauchen bei mir irgendwie untrennbar verquickt waren. Trotzdem ging ich weiter zum Yoga, wenn auch nicht mehr ganz so regelmäßig.
    
    Meine Musik veränderte sich nun auch, da ich meine Gitarre fast gar nicht mehr nutzte, ...
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