Das Ende aller Sorgen
Datum: 17.09.2018,
Kategorien:
CMNF
Autor: Peter_Carsten
... stumm. Die Pistole hielt er locker in einer Hand.
Linda ließ den Blick in der Bank herumschweifen. Immer wieder kehrte ihr Blick zu Andy zurück, der sie nicht aus den Augen ließ. Schließlich ergriff sie das Wort: „Und nun?“
Andy verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Ich weiß auch nicht“.
„Ja aber, Sie müssen doch irgendeinen Plan haben, wie lange wollen Sie denn hier ausharren?“, fragte sie.
Andy lachte humorlos auf. „Wie heißt es so schön: Kein Plan überlebt die erste Feindberührung. - Ich hatte nie vor Geiseln zu nehmen, das müssen Sie mir glauben.“
Linda schüttelte den Kopf. „Ich verstehe gar nicht, warum man so etwas überhaupt versuchen kann. Von fünf Bankräubern wandern laut Statistik vier ins Gefängnis.“
„Aber ich hatte keine Wahl, ...“, versuchte sich Andy zu verteidigen.
Sie wischte den Einwand beiseite: „Man hat immer eine Wahl! Es tut mir leid, wenn ich das so ehrlich sagen muss, aber der Überfall war eine Dummheit. Das Beste, was Sie jetzt noch machen können, ist sich zu ergeben.“
Andy versteifte sich. „Das kommt nicht in Frage, dann lande ich ja im Knast bis ich alt und grau bin – und wofür? Nichts, ich stehe mit leeren Händen da! Es kann doch nicht alles umsonst gewesen sein.“
„Was heißt alt und grau. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass Ihnen um die fünf bis zehn Jahre Gefängnis drohen. Dann sind Sie immer noch mitten im Leben, wenn Sie wieder auf freien Fuß sind.“
„Was nützt mir das? Ich bin verzweifelt. ...
... Ich habe nichts zum Leben, ersticke in Schulden und bin arbeitslos. Und was wäre in zehn Jahren besser? Ich hätte wieder nichts zum Leben, nach wie vor meine Schulden, wäre immer noch arbeitslos und als Bonus dazu, ein Ex-Knacki.“
Zuerst hatte Andy sich nur rechtfertigen wollen. Aber je mehr er erzählte, desto mehr kam er in Fahrt. Viel zu lange schon hatte er niemanden gehabt, mit dem er „einfach Mal reden“ konnte. Eine Person, die sich seine Sorgen anhörte. Er erzählte von seiner erfolgreichen Zeit, als er noch sein kleines Unternehmen gehabt hatte. Wie er von skrupellosen Geschäftspartnern betrogen und in den Ruin getrieben worden war, weil er sich zu dieser Bürgschaft hatte überreden lassen. Und von seiner damaligen Freundin, die ihn, nachdem er sie nach seiner Pleite nicht mehr mit Geschenken überhäufte, prompt für ein arrogantes, Porsche fahrendes Schwein verlassen hatte. Er ließ sich aus, über die Augenwischerei der Politiker, die auf der einen Seite generös debattierten und beschlossen, dass man fünf Euro mehr im Monat bekam, aber unter den Tisch fallen ließen, dass auf der anderen Seite die Preise immer höher stiegen und man zugleich immer weniger Zusatzleistungen beantragen konnte.
Linda war eine verständnisvolle Zuhörerin. Sie ermunterte ihn mit kleinen Zwischenfragen oder Bemerkungen weiterzusprechen. Das war kein „taktisches“ Manöver oder eine Frage der Höflichkeit, sondern ehrliches Interesse. Natürlich war ihr klar gewesen, dass Andy aus Geldnot die Bank ...