1. Das Ende aller Sorgen


    Datum: 17.09.2018, Kategorien: CMNF Autor: Peter_Carsten

    ... „Sie haben Glück. Da habe ich tatsächlich etwas.“ Er öffnete die Verpackung und reichte ihm eine gefährlich aussehende schwarze Pistole.
    
    Sie lag gut in der Hand und war schwerer als erwartet.
    
    „Das ist die Beretta Mod. 92 mit Blow-Back System. Ein Schmuckstück. Ihr Neffe wäre bestimmt begeistert! Es sind außerdem 1000 Plastikkügelchen inklusive. Und 39,90 Euro ist ein unschlagbarer Preis, das garantiere ich Ihnen!“ Stolz und durchaus enthusiastisch sah er Andy an.
    
    Andy saß auf seinem Bett. Was zum Teufel hatte ihn geritten? Vierzig Euro für so einen Blödsinn vertändelt. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein! Um die zwanzig Brote hätte er davon kaufen können. Oder Kartoffeln. Ob er morgen den Kauf rückgängig machen konnte? Aber die Verpackung war beschädigt, er hatte beim Aufmachen der Schachtel aus Versehen die falsche Seite geöffnet.
    
    Andy ärgerte sich über sich selbst. Unentschlossen spielte er mit der Pistole herum. Sie fühlte sich wirklich gut an in seiner Hand. Er zielte auf ein imaginäres Ziel, zögerte kurz und drückte ab. Der Schlitten der Waffe schob sich mit einem schnalzenden Geräusch automatisch vor und zurück. Echt cool. Für jeden kleinen Jungen ein Traum.
    
    Ja. Er könnte es schaffen. Man musste nur selbstsicher und überzeugend auftreten. Schnell rein und schnell wieder raus. Und dann weg, raus aus der Stadt. Wenn er unerkannt blieb, wie sollten sie ihn dann fassen? Wie viel war auf diesem Wege zu erbeuten? Zehn-, zwanzigtausend oder vielleicht sogar ...
    ... fünfzigtausend? Für eine Bank immer noch ein Bagatellbetrag! Außerdem sind die doch alle versichert, bestimmt würde die Polizei nicht einmal ernsthaft nach ihm suchen.
    
    Nein, die vierzig Euro durften nicht vergeudet gewesen sein. Wer A sagt, muss auch B sagen. Andy stand auf. Seine Hände waren verschwitzt und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Sein Entschluss stand fest.
    
    Er brauchte seine alte Skimütze. Wo hatte er die zuletzt gesehen? Während er sich versuchte zu erinnern, warf er seine beiden Reisekoffer auf das Bett und fing an zu packen. Er suchte nur die wichtigsten Habseligkeiten zusammen. Das war nicht weiter schwer, denn seine Wohnung war bereits so gut wie leer. Er packte die Fotos ein, diverse Erinnerungsstücke aus besseren Zeiten, die Papiere und Akten. In dem anderen Koffer verstaute er seine Anziehsachen.
    
    Er legte sich für den morgigen Coup extra das ockerfarbene Hemd und eine Hose heraus. Sachen, die er nicht besonders mochte, aber aus der Not heraus hin und wieder anzog. Nach dem Raub würde er das Hemd irgendwo in den Müll werfen und ein anders anziehen. Dadurch würde eine Beschreibung seiner Person zumindest etwas verfälscht. Ein unechter Bart wäre eine tolle Sache gewesen. Aber so etwas besaß Andy nicht. Er fand die Skimütze in der untersten Schublade seines Nachttisches und legte sie zu den bereitgelegten Sachen. Obendrauf die Beretta. Dazu stellte er seinen alten leeren Aktenkoffer.
    
    Andy lud die Koffer in sein Auto. Zurück in seiner Wohnung sah er ...
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