Das Ende aller Sorgen
Datum: 17.09.2018,
Kategorien:
CMNF
Autor: Peter_Carsten
... sich noch einmal in Ruhe um. Ja, er hatte alles Wichtige eingepackt. Den Computer würde er zurücklassen. Er startete den Rechner ein letztes Mal, schrieb die Kündigung für seine Mietwohnung und druckte sie aus. In dem Text versprach er, die ausstehenden Mieten in Kürze zu überweisen.
Andy legte sich auf sein Bett und ging mit geschlossenen Augen noch einmal den Plan durch.
Morgen gegen 12:20 Uhr würde er zur Bank fahren. Das Auto musste in der übernächsten Seitenstraße geparkt werden. Um 12:30 Uhr begann die Mittagspause der Bank, so dass hoffentlich beim Überfall kaum noch Kunden da waren.
Er würde zum Schalter gehen, mit dem leeren Aktenkoffer und natürlich mit der Skimütze maskiert, um dann dem Angestellten am Schalter die Pistole unter die Nase zu halten. Die Geldbündel in den Koffer packen, wie bei seinem Traum die Warnung mit dem Erschießen aussprechen und dann so schnell wie möglich zum Auto. Als nächstes raus aus der Stadt. Vielleicht zum Flughafen einer anderen Großstadt. Dort würde hoffentlich nicht nach ihm gefahndet werden. Sobald er eine Bleibe gefunden hatte, vielleicht im Ausland, würde er von dort aus seine Schulden bezahlen. Sonst würden ihn seine Gläubiger sicher suchen. Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn er dadurch als Bankräuber entlarvt werden würde. Er wollte endlich noch einmal ganz von vorne anfangen.
Wie selbstverständlich, verschwendete Andy kaum einen Gedanken daran, dass der Überfall auch misslingen könnte. Denn das durfte einfach ...
... nicht passieren. Ein Typ wie er und Gefängnis, das passte nicht zusammen. Wenn er sich vorstellte, wie ihn ein massiger, tätowierter Knastie… Andy verscheuchte die Bilder in seinem Kopf.
Am nächsten Morgen wachte er früh auf. Im Lebensmittelmarkt in seiner Nähe kaufte er sich etwas Wurst, Butter und ein Brötchen. Er genoss das Frühstück, aber die Stunden schienen sich in die Unendlichkeit zu dehnen. Quälend langsam schleppte sich der Minutenzeiger der Wanduhr Stück für Stück vorwärts, vom Stundenzeiger ganz zu schweigen. Tausendmal war er seinen Plan wieder und wieder durchgegangen. Es musste einfach klappen.
Endlich war es 11:00 Uhr – Zeit, loszufahren. Andy war längst umgezogen. Mit dem Aktenkoffer in der Hand schaute er sich ein letztes Mal in seiner Wohnung um. Dann schloss er die Tür. Als er den Schlüssel herumdrehte, kam es ihm vor, als würde er sein verkorkstes Leben einsperren und es hinter sich lassen.
Er legte die Kleidung von gestern auf den Rücksitz seines Autos. Den Aktenkoffer, der die Beretta und die Skimütze enthielt, legte er griffbereit auf dem Beifahrersitz ab. Andy atmete noch einmal tief durch und fuhr los. Zuerst zum Postamt, um die Kündigung für seine Mietwohnung einzuwerfen. Danach tat er etwas, das er ewig nicht mehr getan hatte. Er fuhr bei dem nächsten Fast-Food-Restaurant durch den Drive, für ein vorgezogenes Mittagessen.
Später, auf der Flucht würde er sicherlich andere Sorgen und vielleicht auch nicht die Nerven haben, irgendwo essen ...