1. Das Bangkok Syndikat 11


    Datum: 25.09.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... Augen geführt bekommen, wie wenig er selbst für seinen Sohn tun konnte. Maurice war kein schlechter Mann, es war die Situation, die ihn schlichtweg überforderte.
    
    „Nimm den nächsten Flug. Wir bleiben über das Internet in Kontakt, ich halte dich auf dem Laufenden. Wenn ich nicht von selbst zurückkomme, fliegst du wieder her."
    
    Maurice blickte sie schweigend an, hatte anscheinend mit einem Entgegenkommen ihrerseits nicht gerechnet. Maria konnte sehr direkt und verletzend sein.
    
    „Bist du dir sicher?"
    
    Die Rechtsanwältin nahm seine Hand, drückte ihren Körper gegen den seinen.
    
    „Ja. Du hast recht. Wir müssen liquid bleiben, unbedingt."
    
    Sie umarmten sich noch einmal, dachten gemeinsam an ihren Sohn. Lebte er noch? In diesem Moment waren ihre Gedanken dieselben, die Sorgen um das Wichtigste in ihrem Leben geteilt. Alain war ihr Schatz, beide hatten sie sich nie mehr als ein Kind gewünscht, waren beide nicht bereit gewesen, der Familie mehr Lebenszeit zu opfern. Maria und Maurice waren Parade-Workaholics, die es nur sehr schwer ohne Verantwortung, Arbeit und konkrete Aufgaben aushalten konnten. Die Vorstellung, das gemeinsame Kind verloren zu haben, erschien beiden unerträglich.
    
    „Doktor Katanaa kommt später vorbei und wird einige Vorschläge unterbreiten, die bei der Suche nach Alain helfen könnten."
    
    Maurice nahm seine Gattin in den Arm und streichelte ihr durch das Haar.
    
    „Wir werden ihn wiederbekommen, du wirst sehen."
    
    Maria blickte über seine Schulter ...
    ... hinweg ins Leere.
    
    „Ich habe gestern das erste Mal daran gezweifelt, Maurice. Und ich erwische mich heute schon mehrmals dabei, es wieder zu tun. Wie darf ich das? Solange ich lebe, gibt es noch Hoffnung für ihn, wenn ich nichts unversucht lasse, um ihm zu helfen."
    
    Sie lehnte ihre Stirn an seine Schulter, umarmte ihn und drückte ihren Körper fest an den seinen. Er würde ihr schon fehlen, sobald er das Flugzeug bestiegen hatte.
    
    „Lass uns abwarten, was die nächsten Tage bringen werden. Vielleicht lachen wir bald über diese ganze Geschichte. Das ist die Hoffnung, an die ich mich klammere."
    
    Maria dachte an den kleinen Detektiv, der in diesem Moment im Süden des Landes nach einer Spur suchte, die zu Alain führen könnte. Seine heutige E-Mail hatte bei weitem nicht mehr so hoffnungsvoll geklungen, wie die letzte am gestrigen Tage. Doch vielleicht war dies nicht weiter besorgniserregend? Er schien sich von seinem Ziel nicht abbringen zu lassen und seine nächsten Schritte bereits sorgfältig geplant zu haben. Eine Domina? Sie konnte immer noch nicht recht glauben, dass die Freunde ihres Sohnes mit so einer Frau verkehren würden, vielleicht sogar deren Dienste in Anspruch genommen hatten.
    
    „Was hältst du von Deinem Kollegen?"
    
    Maurices Frage riss Maria aus ihren Gedanken. Sie versuchte, die erste Begegnung mit diesem Doktor Katanaa im Gedächtnis wachzurufen. Sie kannte genügend Pendants zu ihm aus ihrer Heimat, Männer mit gepflegtem Äußeren und perfektem Auftreten, aber auch ...
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