1. Krieg und Liebe: Tanganjikabahn


    Datum: 30.03.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... Stunde, bis unsere Emotionen abgeklungen waren. Mehr war für keinen von uns Dreien mehr möglich. Wir waren absolut verausgabt.
    
    Als ich am kommenden Morgen mein Frühstück einnahm, leistete mir lediglich Gerhild Gesellschaft. "Ich hoffe, Dir hat Dein kurzer Arbeitsaufenthalt bei uns gut gefallen", grinste sie hintergründig. "Wenn Du magst, stehen Dir Rose und ich auch gern öfters zur Verfügung."
    
    "Danke für die Dauereinladung", konterte ich. "Ich weiß das zu würdigen. Aber die nächsten Monate werden mit sehr, sehr viel Arbeit ausgefüllt sein. Wir müssen bis Ende 1913 alles fertig haben. Der Gleisanschluss des Bahnhofs und des Pierbahnhofs soll ab November gelegt werden. Wenn ich mir die Arbeit bis dahin vorstelle, kommt ihr besser nach Kigoma. Meine Zeit für irgendwelche Ausflüge, egal wohin, wird sehr knapp bemessen sein."
    
    Gerhild als Geschäftsfrau akzeptierte dies. "Gut. Ich rede mal mit Rose, wie wir so etwas einrichten können. Und dann haben wir ja noch die liebenswürdige Una. Das könnte ganz unterhaltsam werden."
    
    Eine Stunde später war ich auf dem Rückweg nach Kigoma, ohne das ich eine der drei anderen Frauen noch gesehen hätte. Die Nacht war wohl für alle sehr heftig gewesen.
    
    Meine Einschätzung zur Arbeitsbelastung im Jahr 1913 war noch zu optimistisch gewesen. Es war gelinde gesagt die Hölle. Die Direktion in Daressalam erwartete nun zweimal pro Woche sowohl von uns als auch von den Baufirmen, insbesondere von Philipp Holzmann, detaillierte ...
    ... Fortschrittsberichte und war eigentlich nie zufrieden. Während der Stadtbahnhof von Kigoma, ein mächtiges dreistöckiges Haus mit steiler Bedachung und zwei niedrigeren Seitenflügeln, noch vor Weihnachten 1912 Richtfest feiern konnte und damit gut im Zeitplan lag, war der Pierbahnhof das große Sorgenkind. Der weiche Baugrund verlangte den Baufirmen wahrhaftig alles ab. Anders das in kurzer Entfernung zur Villa Henschel entstehende Jagdschloss für Kaiser Wilhelm. Dort hatte Faruks Bautruppe, die zuvor meine Villa gebaut hatte, schnelle Baufortschritte vorzuweisen.
    
    "Wir bauen mit relativ viel Holz", hatte mir Faruk bei einer Baubegegnung erklärt. "Und unser heimisches Hartholz ist gut und schnell verarbeitbar, insbesondere wenn es so gut geschnitten und vorbereitet kommt wie aus dem von Cleve'schen Sägewerk. Erstklassige Vorarbeit."
    
    Auch an dieser Stelle wunderte ich mich immer wieder wie Gräfin Gerhild ihre im Volksmund eher als "liederliches Liebesleben" zu beschreibende Lebensweise mit absolut vollprofessioneller und kenntnisreicher Unternehmens- und Plantagenführung kombinieren konnte. Man hatte sogar den Eindruck, dass ihr dies seit dem Tod ihres Ehemannes immer besser gelang.
    
    Una erwies sich immer mehr als die wirkliche Stütze in meinem Leben. Wenn mir vor meiner Abreise nach Deutsch-Ostafrika jemand prophezeit hätte, dass ich mit einer Schwarzafrikanerin in einer eheähnlichen Beziehung leben und dabei richtig glücklich sein würde, hätte ich ihn ausgelacht. So war Una, die mir ...
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