Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... weitgehend unzufrieden und schrieben zunächst einen negativen Bericht. Es half Ihnen nichts, sie mussten jetzt mit der 'Götzen' leben und nach wenigen Wochen mussten sie einräumen, dass das Dampfschiff trotz seiner Unzulänglichkeiten die deutsche Überlegenheit auf dem 673 Kilometer langen See zementierte. Insbesondere die Möglichkeiten zur schnellen Truppenverlegung von Nord nach Süd und umgekehrt gab der deutschen Schutztruppe einen einmaligen operativen Vorteil.
Die Hoffnungen der ganzen deutschen Kolonie und zumindest ihrer deutschen Bewohner wurden zunächst erfüllt. Die Schutztruppe behauptete sich in den ersten Monaten gegenüber Briten wie Belgiern so gut, dass sie sogar die ersten Gefechte auf deren Hoheitsgebiet austrugen und gewannen. Auch auf dem See war es bis dahin absolut ruhig. Unsere beiden von Postdampfern zu bewaffneten Patrouillenbooten umgerüsteten Kleinschiffe waren abschreckend genug, dass keine feindlichen Angriffe auf das deutsch-ostafrikanische Ostufer zu verzeichnen waren. In Kigoma war es ruhig wie zu Friedenszeiten und auch das Alltagsleben verlief so. Lediglich bestimmte, lieb gewordene Luxuswaren aus dem deutschen Heimatland waren durch die britische Seeblockade nicht mehr zu erhalten, aber die arabischen und indischen Händler waren raffiniert genug, für fast alles Alternativprodukte zu beschaffen.
Ein Jahr später aber begann sich das Blatt zu wenden. Die Schutztruppe kam an Land immer stärker unter Druck und zog sich mehr und mehr Richtung ...
... Süden zurück. Auch auf dem See hatten Briten wie Belgier begonnen, erfolgreich aufzurüsten, so dass die Entscheidung getroffen wurde, die Schiffsgeschütze auf der 'Götzen' zu demontieren, um sie an Land einsetzen zu können. Das erst ein Jahr alte Schiff lag nun in Kigoma und war zwecklos geworden. Anton Rüter und Kapitänleutnant Zimmer bereiteten die 'Götzen' sorgfältig vor, schmierten Kessel und Maschinen dick mit Fett ein, um sie gegebenenfalls in der Zukunft wieder in Betrieb nehmen zu können und versenkten dann ihr Schiff durch Öffnen des Ventile ufernah in 20 Metern Wassertiefe. Anschließend verschwanden die drei Papenburger mit ein paar Begleitern im Busch, um einer drohenden Gefangenname durch die belgische Kongoarmee zuvorzukommen.
Was mich jedoch viel mehr bewegte, waren die Konsequenzen des Kriegsverlaufs und des Räumungsbefehls von Kigoma für mich und Una. Wir diskutierten nächtelang miteinander, aber es war aufgrund der Kommandostruktur der Schutztruppe unmöglich, Una mit auf einen Rückzug Richtung Süden zu nehmen. Ein Verbleiben meinerseits hätte Befehlsverweigerung und de facto Fahnenflucht bedeutet. Anders als Gräfin Gerhild und ihre formal englische Schwester, die sich entschieden hatten, auf der Plantage zu bleiben und sie als britischen Besitz auszugeben, war es für mich unmöglich, in Kigoma zu bleiben.
Der Lösungsvorschlag kam von meinem alten Freund Muhammad Ali. "Meine Familie übernimmt die Villa Henschel und sorgt für die Sicherheit Unas", bot mir ...