Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... der gewiefte arabische Händler an. "Weder die Briten noch die Belgier bedrohen uns arabische Händler, weil sie wissen, dass sie eine Auseinandersetzung mit uns nicht gewinnen können. Die interessieren sich nur dafür, Euch Deutsche zu bekriegen und sich Euern Besitz im Falle eine gewonnenen Krieges selbst unter den Nagel zu reißen."
Ich konnte ihm nur zustimmen. Es sah in der Tat so aus. "Wenn Du die Möglichkeit hast, nach Kigoma zurückzukehren, bist Du bei uns mehr als herzlich willkommen und bekommst alles, was Dir gehört wohlbehalten zurück." Er lächelte mich an. "Einschließlich Deiner Privatsekretärin."
Der Abschied von Una war genauso schlimm wie der Verlust meiner ersten Ehefrau und meiner todgeborenen Tochter. Es riss uns beiden das Herz aus der Brust. Ich dachte ernsthaft darüber nach, unser Leben zu beenden, aber bei allem Schmerz gab ich mir nicht das Recht, meiner nicht angeheirateten Ehefrau das junge Leben zu nehmen.
Die kommenden zwei Jahre leistete ich nun meinen Dienst als Versorgungsoffizier in der Schutztruppe unter dem Kommando von Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck. Ich war ein böser Soldat geworden, gehetzt von dem Druck, den Feind, der mich aus meiner Wahlheimat vertrieben und von der Liebe meines Lebens getrennt hatte, so massiv wie möglich zu schädigen. Nachdem uns mit einiger Verspätung die Nachricht vom Kriegsende in Europa erreicht hatte, legten auch wir unsere Waffen nieder, durften dann aber bereits Anfang 1919 in voller Uniform nach ...
... Deutschland ausschiffen. Ich hatte seit unserem Rückzug aus Kigoma über mehr als zweieinhalb Jahre nichts mehr von Una, meinen Freunden und Bekannten gehört.
Bevor ich Kigoma verließ, hatte ich Muhammad Ali als auch Una die Berliner Adresse meines ältesten Bruders als mögliche Kontaktadresse hinterlassen. Trotzdem war ich mehr als überrascht, dass ich nach meiner Rückkehr und meiner Entlassung aus der Truppe Anfang März 1919 dort zwei Briefe mit portugiesischen Briefmarken vorfand. Der eine Brief war von meinem arabischen Freund, der andere von Una; beide Briefe waren erst zwei Monate alt.
Nachdem ich beide Briefe gelesen hatte, brach ich in einem Weinkrampf zusammen; es war emotional zu viel für mich. Una hatte unter dem Schutz der Familie Muhammad Alis den Krieg überlebt, die Prophezeiung des arabischen Händlers, dass die Kolonialtruppen sich nicht an den Arabern vergreifen würden, hatte sich bewahrheitet. Zwar war meine Villa zwischenzeitlich von den durchziehenden Truppen requiriert und im Inneren auch verwüstet worden, aber die Familie hatte die Villa ein Jahr später bereits in ihr (angebliches) Eigentum zurück bekommen, als die Briten endgültig die Oberhoheit über Kigoma übernahmen. Una hatte derweil in Muhammad Alis Haushalt überlebt, für das afrikanische Personal der arabischen Händler interessierte sich von den Kolonialtruppen niemand.
Was meine Emotionen zur Explosion gebracht hatte, stand in Unas Brief. Una hatte Anfang 1917 mit Hilfe der arabischen Frauen ihres ...