Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... Revolution' gelesen. Da heißt es 'Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit' als Grundsatz einer freien Gesellschaft." Sie lächelte mich an. "Und da steht nichts von weißen Europäern oder schwarzen Afrikanern oder braunen Indern und so weiter. Das soll für alle Menschen gelten. Oder?"
"Dies 'Oder?' war eine sehr schwierige Frage und entsprechend eierte ich bei meiner Antwort herum. In diesem Moment wurde mir eines kristallklar. Bildung für Afrikaner über das einfache Lesen, Schreiben und Rechnen hinaus führte über kurz oder lang exakt zu dieser Frage. Aber sollte man ihnen deshalb Bildung vorenthalten, weil man nur Ungebildete beherrschen konnte? Meine Zweifel über das von Una aufgeworfene Thema ließen mich in den darauffolgenden Wochen des Nachts öfters wach liegen. Was hieß dies Thema für die Zukunft unserer so harmonischen, eheähnlichen Beziehung, die wir aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen einfach nicht nach außen ausleben konnten. Tagsüber hielt mich der Druck der Tagesereignisse vom Nachdenken ab, aber in den Abend- und Nachtstunden konzentrierten sich die aufgeworfenen Fragen immer mehr auf einen entscheidenden Punkt:
Wie sah die Zukunft für Una und mich aus?
Die einzige Hoffnung, die ich im Moment hatte, lag bei Paul von Lettow-Vorbeck und seinen Askaris sowie unserer hoffentlich rechtzeitig eintretenden Seehoheit durch den Stapellauf unseres umgebauten Hilfskreuzers und seiner Flottille.
Immerhin hatten wir drei Ingenieure eine Lösung für den ...
... improvisierten Stapellauf gefunden. Anton Rüter hatte mit einem eigentlich simplen Spruch die Lösung kreiert:
"Wenn das Schiff nicht zum Wasser kommen kann, muss das Wasser zu Schiff kommen. Ähnlich wie bei der Arche Noah", hatte er philosophiert und dabei den entscheidenden Ansatz gefunden.
Die Holzmann-Truppe unter Leitung von Friedrich Hübener grub aus dem Erdreich zwischen See und Montageplatz ein vier Meter tiefes Trockendock aus, dass dann durch Einreißen der seeseitigen Wand mit Seewasser geflutet wurde, bis die 'Götzen' aufschwamm. Dann wurde diese Öffnung genügend erweitert, dass sie anschließend rückwärts in den See hinausfahren konnte. Natürlich ließ sich dadurch der ursprünglich Zeitplan nicht mehr einhalten, denn für einen manuellen Erdaushub für ein 71,40 Meter langes und 10 Meter breites Schiff musste unter Regenzeitbedingungen ein verdammt großes Loch ausgehoben werden. Der einzige Vorteil war der geringe Tiefgang des Dampfers von weniger als 3 Metern, die Männer mussten nicht zu tief graben. Am 5. Februar 1915 schwamm die 'Götzen' zum ersten Mal auf afrikanischem Wasser und wurde nach drei weiteren Ausrüstungsmonaten, bei denen auch die 105 mm Kanone der 'Königsberg' im Bugbereich, eine weitere 88 mm Kanone sowie zwei 35 mm Hotchkiss-Revolverkanonen als Bewaffnung montiert worden waren, in Dienst gestellt. Mit den Probefahrten waren sowohl Kapitänleutnant Zimmer als Marinekommandeur auf dem Tanganjikasee als auch Oberleutnant zu See Seidel als Schiffkommandeur ...