Eine Perfekte Ehefrau
Datum: 08.04.2024,
Kategorien:
BDSM
Autor: Marion deSanters
... Entscheidung. Auch das war klar - man mochte es nun Taktik nennen oder aber auch Feigheit, egal. Jedenfalls hatte er die letzte Entscheidungsgewalt über, sozusagen das letzte Wort, die letzte Instanz.
Tom sprach mit ihm, und als er sich umdrehte, um wegzugehen, brach der Boden meiner Welt zusammen. Wie seltsam, dass ich so eine Entt-äuschung über jemanden empfinde, den ich nicht kenne. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was über mich gekommen ist; dieser Fremde hatte so unglaublich zwiespältige Gefühle in mir geweckt, die mich wütend machten und mich innerlich schrecklich fühlen ließen, und doch war ich so ganz anders, so aufgeregt. Mit Schmetterlingen im Bauch und einer kleinen Flut feuchter Wärme streckte ich die Hand nach dem Fremden aus und erschauderte innerlich, als ich ihn küsste. Wieder überkam mich dieses mächtige Gefühl, das Gefühl, dass er mit mir Liebe machte und mich besamen würde, aber dieses Mal mit der Erkenntnis, was Tom mir erzählt hatte. Ich zitterte vor Angst und Lust bei dem Gedanken an seinen Körper, wie er auf meinem wäre - und an seinen Penis, seinen riesigen Penis in mir.
Es ist verrückt, aber ich reagiert und agierte wohl wie mechanisch. Ich habe an diese ein oder zwei Minuten, da mich Tom zu ihm gebracht hatte, einfach keine Erinnerung, außer dass ich ging. Dass ich mitging und dass ich ihn küsste - nicht wild, nicht leidenschaftlich, nicht erotisch, aber doch auf die Lippen. Ohne Zunge, ohne Leidenschaft, aber auch ohne Worte. Kann es sein, dass ...
... ich gar nichts sprach und auch nichts hörte. Dass ich nicht einmal seinen Namen mitbekommen hatte, falls er diesen auch mir gegenüber erwähnt hätte - und nicht nur zu Tom.
Ich ging mit einem völlig Fremden von meinem Mann weg und kam mir so billig vor. Ich war starr vor Angst und spürte, wie mein Herz in meiner Brust pochte, Schmetterlinge füllten meinen Magen, meine Beine zitterten und ich lief in Stöckelschuhen, die sich sehr unsicher anfühlten, auch wenn ich sonst den Schritt darin perfekt beherrschte. Meine Gedanken überschlugen sich, ich schimpfte mich selbst mit schrecklichen Begriffen wie 'Schlampe, Hure, Nutte', aber ich war so unglaublich aufge-regt, dass ich mich wie ich in meinem eigenen Film des Lebens zu fühlen begann. Es konnte doch nicht sein, dass ich das wahrlich tun würde und auch tun wollte, was so sonnenklar für die beiden Männer schien, dass es gar nicht wahr sein konnte. Sollte ich meinem Mann böse sein, weil er das von mir wollte oder dankbar, weil er es mir erlaubte - oder genau umge-kehrt oder ... ich hatte keinen Sinn mehr für Werte und Wertigkeiten.
Als Erstes werden bisher hochgeschätzte Werte entwertet,
weil sie entweder ihre gestaltende Kraft oder aber ihr Recht verloren haben. Hauptkritikpunkt ist die Moral der Nächstenliebe, die als
Moral der «Missratenen, Verstimmten, Schlechtweggekommenen»,
als ein Ressentiment der Schwachen, entlarvt wird.
Friedrich Wilhelm Nietzsche - Umwertung aller Werte
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