1. Die Wiedergeburt der Katze


    Datum: 08.06.2024, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byIntersexitor

    ... liebte Grieg!
    
    „Ähm, Grieg? Wann ist das Konzert denn?", fragte ich den untersetzten Mann neugierig.
    
    „Tja, das fängt schon in 40 Minuten an. Sie müssten sich also spontan entscheiden! Wissen Sie, meine Frau ist gestern ins Krankenhaus gekommen und so kann ich das Konzert leider nicht genießen", erklärte er.
    
    „Gekauft!", sagte ich schlicht und gab dem Mann unter den ungläubigen Blicken von Snoopy 130 Euro.
    
    „Echt jetzt, Jonas? In ein klassisches Konzert... naja", begann sie zu maulen.
    
    „Grieg ist großartig, Snoop! Außerdem will ich den legendären Konzertsaal sehen. Wartest sonst bis zu sechs Monate auf Tickets!"
    
    „Na dann... ich bin gespannt!", entgegnete sie nicht überzeugt.
    
    Das Konzert war wirklich erstklassig! Sein Klavierkonzert und die ganzen Stücke, die ich bestens kannte, ja teilweise sogar selbst gespielt hatte. Meisterlich interpretiert von einer jungen Ukrainerin, von der ich bisher noch nie gehört hatte. Snoopy saß stumm neben mir. Sie fühlte sich offensichtlich unwohl und rutschte auf dem Sitz hin und her.
    
    „Ich glaube, das ist nicht so meins... aber der Saal ist wirklich der Hammer. Außerdem hat mir der Arsch höllisch gebrannt", druckste sie herum, als wir Richtung Hotel gingen.
    
    Innerlich musste ich grinsen. Dass ich Snoopy mal mit einem harten Ritt aus der Reserve locken konnte?
    
    „Komm, Snoop, wir gehen noch ein bisschen auf den Kiez. Hab noch keinen Bock auf Hotel. Bei dir ist ja ohnehin wegen Reparatur geschlossen!"
    
    „Waaas? ...
    ... Geschlossen? Gibt ja noch andere Möglichkeiten", gab sie sich entrüstet, prustete dann aber los.
    
    „Vielleicht finden wir in einem Shop ja was Schönes als Ersatz für das vergessene Zeug", fügte sie hinzu.
    
    Wir schlenderten durch verschiedene Sex-Shops, die trotz Riesenauswahl aber unpersönlich und zudem überteuert waren. In einer Eckkneipe gönnten wir uns eher gelangweilt ein Bier und Snoopy wirkte ziemlich ernüchtert. Es war ihr anzusehen, dass sie vom Hamburger Kiez etwas mehr erwartet hatte als pures Touri-Entertainment. Wir zahlten und beschlossen, es in den Seitengassen zu versuchen. Eine unscheinbare Leuchtreklame über einer breiten Treppe, die in einen Keller führte, weckte unsere Aufmerksamkeit, als ein lachendes Pärchen verschwitzt das Etablissement verließ. sExtro-Klub! So stand es auf der Leuchtreklame aus flackernden Neonröhren. Wir sahen uns grinsend an und stiegen die rot beleuchtete Treppe hinunter wie in einen Höllenschlund.
    
    „150 Euro zusammen. Aber heute nur für Pärchen. Keine Einzelpersonen!", klärte der dürre Ledertyp im altmodischen Tickethäuschen uns auf. Meine Garderobe schien ihm nicht so zuzusagen, bei einem Blick auf Snoopy zog er jedoch die linke Augenbraue hoch, drückte auf einen Türöffner und verkündete schlicht: „Willkommen im sExtro. Habt Spaß, Ihr Zuckerschnuten!"
    
    Die Stahltür schwang auf und eine Wolke aus feuchter Wärme und Schweißgeruch schlug uns entgegen. Wir tasteten uns über den ausgetretenen Teppich langsam vor und der zunehmende ...
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