1. Kometenhaft 43


    Datum: 20.06.2024, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byBerndBreadt

    ... wollte auf keinen Fall ihre Mutter enttäuschen, die ihr das ermöglicht hatte. Doch ihren Traum, eines Tages voller Stolz mit einem Abschluss zu ihrer Mutter zurückzukehren, konnte sich nie erfüllen. In ihrem letzten Jahr bekam sie einen Brief von ihrer Gemeindeverwaltung, dass ihre Mutter verstorben sei, und sie unverzüglich zurückkehren sollte, um sie zu beerdigen.
    
    Ihre Mutter hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode gearbeitet. Alles für ihre Tochter. Dass sie dabei schwer krank wurde, verschwieg sie ihrer Tochter, weil sie nicht wollte, dass sie ihr Studium aufgab und zurück kommen würde, um ihre Mutter zu pflegen. Das schlimmste war für Xiaoli, dass in ihrer Heimat niemand auch nur die kleinste Beileidsbekundung aussprach. Die meisten Leute, die noch mit ihr redeten, waren Gläubiger, die schnell die Schulden eintreiben wollten, solange noch etwas da war. Selbst die Nachbarn, bei denen sie als Kind oft war, forderten noch Geld, das ihnen ihre Mutter angeblich versprochen hatte fürs Babysitting. Nachdem alles beglichen war, wollte sie nur noch raus. Raus aus ihrem Elternhaus, das schnell verkauft war. Raus aus diesem lieblosen Dorf, ja auch raus aus China, dem bevölkerungsreichsten Land, in dem sie sich so einsam fühlte, wie in der Wüste Gobi. Da kam ihr dann das Studentenprogramm Chinas gerade recht, das es ihr ermöglichte, mit dem Geld, das sie noch übrig hatte, in Deutschland ein neues Studium zu beginnen.
    
    Wie sie zu ihrem Jetzt-Ex-Freund kam, weiß ich ...
    ... nicht. Plötzlich war er da. Wahrscheinlich einer ihrer Kommilitonen, der "Eine Asiatin poppen" oder was Ähnliches auf seiner Löffel-Liste hatte. Wenn ich den letzten Satz von Xiaoli also richtig interpretiere, hat er jetzt seine Gelüste nach asiatischem gestillt und sich wahrscheinlich eine hübsche, doofe Blondine geangelt.
    
    Wobei ich allerdings sagen muss, Xiaoli ist ganz bestimmt nicht hässlich, im Gegenteil. Sie ist eigentlich das perfekte Bild einer hübschen, jungen Asiatin. Lange, pechschwarze, glatte Haare bis zwischen die Schulterblätter. Ein hübsches, glattes, asiatisches und längliches Gesicht, mit großen, rehbraunen Augen. Etwa so groß wie Mareike, sehr zierlich und Mädchenhaft. Kaum zu glauben, dass sie schon in der 2. Hälfte der Zwanziger ist, sie sieht eher wie ein Teenager aus. Ihr Akzent ist noch ziemlich stark. Die Aussprüche von ihr, die ich oben geschrieben habe, wurden nicht so klar ausgesprochen. Vor allem das "R" ist mehr "amerikanisch" zu verstehen, das "Ch" wird oft zu einem "K" oder "Sch" und ihre Aussprache allgemein hört sich an, als ob sie immer ein paar Murmeln im Mund hätte. Um es an dieser Stelle klar zu machen: sie passt nicht in mein Beuteschema, von der Bettkante würde ich sie aber auch nicht schubsen.
    
    Eins gibt es an ihr aber, das ein echter Abtörner ist: sie kleidet sich selbst im Sommer in viel zu viele Schichten Textilien, die auch noch den Eindruck machen, gerade aus dem Altkleidercontainer zu stammen. Ein Kleid oder gar nur einen Rock, ...
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