1. Merlins Kinder 07 Drachenjagd 2


    Datum: 06.08.2024, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... gehört."
    
    (Eine Woche später)
    
    Ich blickte aus dem Fenster des Taxis auf eine Kulisse, die ich bisher nur von Postkarten gekannt hatte. Der kegelförmige Berg mit seiner Kappe aus Schnee und Rauch war weltbekannt. "Fujiyama", wie der Berg in Europa hieß, war genauso ein Lesefehler wie "Harakiri". Hier in Japan hieß er "Fujisan", also "Berg Fuji", wobei sich lokale Sprachhistoriker über die Bedeutung des Wortes "fuji" ständig in den Haaren lagen. "Unerschöpflich", "unsterblich" oder "reicher Krieger" wurden heiß diskutiert.
    
    Ja, ja -- mal wieder zu viel im Internet gesurft.
    
    Die gut ausgebaute Straße, auf der das Taxi unterwegs war, schlängelte sich in großen Serpentinen am Berghang hinauf und ließ mich abwechselnd den Berg sehen und die Sagami-Bucht. Atemberaubend.
    
    Ganz oben am Kraterrand lag mein Ziel, der Kusushi-Schrein, eine ausgedehnte Anlage mit angeschlossenem Hotel, wo Rucksacktouristen und Bergsteiger übernachteten, bevor sie sich wieder auf den Weg hinunter machten.
    
    Der Schrein war Amaterasu geweiht, der Sonnengöttin des japanischen Pantheons. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich die Geschichten über die Götter Japans genauso interessiert gelesen wie die über Odin, Zeus oder Jupiter.
    
    Langsam fragte ich mich, wie viele der "Götter" der Welt in Wirklichkeit Drachen waren und inwieweit die Geschichten einen wahren Kern hatte.
    
    Misakis Vater war einer davon. Er, dessen Name niemals laut ausgesprochen wurde, war zwar kein Voldemort, aber doch einer ...
    ... der Götter mit einer zwiespältigen Vergangenheit.
    
    Susanoohat die Bedeutung "Tapfer-schneller-ungestümer Mann", was eine gute Beschreibung seines Charakters war. Er war der Bruder von Amaterasu. Die Legende besagte, dass er geboren wurde, als sich sein Vater Izanagi nach einem Besuch in der Unterwelt die Asche aus der Nase schnäuzte. Igitt!
    
    Sein Verhältnis zu seiner älteren Schwester war so miserabel, dass sie sich aus Wut auf ihn zeitweise in eine Höhle zurückzog, woraufhin es auf der Erde stockdunkel wurde. Die anderen Götter nahmen sich ihn dann zur Brust und verbannten ihn aus dem Himmel auf die Erde.
    
    Dort -- genauer gesagt in Japan -- angekommen, traf er auf ein älteres Ehepaar, das ihm sein Leid klagte. Eine Riesenschlange kam einmal im Jahr und forderte eine Tochter der alten Leute als Tribut. Sieben von acht Töchtern hatte sie schon gefressen, nur die Jüngste mit Namen Kushinadahime war übrig. Er könne sie haben, meinten ihre Eltern, wenn er nur die Schlange tötete.
    
    Natürlich tat er das, heiratete das Mädchen und sie lebten glücklich und zufrieden -- offensichtlich nicht "bis an ihr Lebensende".
    
    Susanoo und Kushinadahime waren Misakis Eltern. Und ich sollte mit ihnen verhandeln. Allein.
    
    * * *
    
    "Nein", hatte Leon gesagt. "Ich wäre eher eine Belastung als eine Hilfe für dich." Er hob den Arm. "Auch wenn das Ding an meinem Handgelenk mich japanisch sprechen lässt, habe ich nicht die geringste Ahnung, wie ich mich benehmen müsste."
    
    "Ich --"
    
    "Mach du ...
«12...456...19»