Die Erziehung der Nachbarin
Datum: 07.08.2024,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dimension Dom
Ein lauer Sommerabend. Ich liege im Bett - neben meiner Ehefrau. Ja, neben jener Person, mit der ich vor einiger Zeit geklärt habe, dass wir keine Liebesbeziehung mehr, sondern eine freundschaftlich-partnerschaftliche Kooperation für die Erziehung unserer beiden Töchter führen. Auf gut Deutsch: Um der Kinder willen spielen wir die Rolle eines Ehepaars. Wir schlafen sogar in einem Bett (mit getrennten Decken). Aber da ist keine Erotik, keine Romantik, kein Sex, stattdessen eine Freundschaft. Unbekannt, ungewohnt, aber erfrischend tiefgehend. Wir reden so viel wie noch nie.
Auch an diesem Abend, während wir nebeneinander liegen, reden wir. Über Jana! Ich solle mit Jana reden, bittet mich meine Frau, oder etwas mit ihr tun. Sie wirkt verlassen, einsam, vernachlässigt. Ja, auch in "jenem" Sinne. Sie braucht Beistand, sie braucht jemanden, der ihr Halt gibt. Die Zeichen ihrer Hilflosigkeit sind unübersehbar. Während der letzten drei-vier Monaten hat sie sich mit vielen ihrer Bekannten und Freunden zerstritten. An der Schule, im Sportverein, am Kinderspielplatz wird sie kaum noch gegrüßt, im Elternbeirat wird geplant, sie abzulösen. Sie wird nicht mehr eingeladen und isoliert sich immer mehr. Sie ist zickiger denn je, konfrontativ und wirkt oft einfach nur abstoßend.
Ich überlege: Jana ist in einer ähnlichen Situation wie ich. Meine Ehefrau verlor vor einiger Zeit endgültig ihre Lust, was nach einer Therapie bei einer Fachpsychologin in Form als Asexualität diagnostiziert ...
... wurde. Ein Leben gänzlich ohne Sex ist für sie zur neuen Normalität geworden. Sie sehnt sich nicht nach Erotik oder Zärtlichkeiten, sie wünscht sich keinen Orgasmus. Somit verkümmerte auch unsere Liebe oder sie verwandelte sich (wie man es nimmt).
Janas Mann, über den ich erst kürzlich erfuhr, dass er jeher bisexuell war, ließ sich endgültig am anderen Ufer nieder. Berufsbedingt war er sowieso schon viel unterwegs, doch er kam noch seltener zu Jana nach Hause und vernachlässigte sie, die Kinder und das Haus immer mehr. Die verschwundene Liebesbeziehung wurde allerdings nicht - wie in meinem Fall - durch eine Freundschaft ersetzt. Für sie blieb nur die Leere, die sogar viel schlimmer war, weil sie die Zurückgelassene war. Natürlich passierte all dies nicht von heute auf morgen, es war eine zeitlich lange Entwicklung. Irgendwo mittendrin in diesem Prozess kam es zu unserem Abenteuer in der eingeschneiten Hütte. Wir fanden uns, obwohl wir uns nicht gesucht hatten. Dieser Umstand drückt seinen Stempel der späteren Entwicklung unserer Liebschaft auf, denn sie ist ein Auf und Ab oder - neudeutsch - eine On-Off-Beziehung.
Wir sind erneut ganz unten angekommen, beinahe ein "Off". Zum wievielten Mal? Ich zähle nicht mehr. Was ich nun allerdings weiß: Ich muss etwas tun. Es muss wieder bergauf gehen.
*~*~*~*~* MONTAG *~*~*~*~*
Montag, früher Nachmittag: Nachdem ich meine beiden Töchter bei den Großeltern für einen zweiwöchigen Sommeraufenthalt abgegeben habe, führt mich mein ...