Die Erziehung der Nachbarin
Datum: 07.08.2024,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dimension Dom
... aufs Sofa. Die Aggressivität verfliegt und macht Platz für Traurigkeit.
"Das Gute an der Sache ist: Menschen, die dich mögen, vergeben dir auf der Stelle, wenn du ihnen nur sagst, wie leid es dir tut. Lediglich diesen kurzen Satz braucht es und es geht wieder aufwärts."
Jana bricht in Tränen aus. Ich setze mich neben sie und umarme sie.
"Ich schaffe es nicht", schluchzt sie.
"Du musst!"
Sie schüttelt ihren Kopf.
"Soll ich für dich texten?"
"Nein!", reagiert sie empört. Nach kurzem Überlegen jedoch: "Würdest du?"
"Klar, aber ich bin nur ein Kerl. Ich kann nicht frauisch. Ich würde es einfach direkt sagen."
Sie entsperrt ihr Handy, öffnet WhatsApp und reicht es mir.
Ich fange an zu tippen: "Es tut mir so leid, was in letzter Zeit so passiert ist. Lass uns bitte sprechen."
"Jaaa, aber es ist ja so... Ich weiß nicht. Das müsste ich umformulieren."
Zack. Ich tippe auf Senden. Jana blickt mich erschrocken an. Einen Moment später ist die Nachricht auch schon angekommen, innerhalb von zehn Sekunden bereits gelesen. Jana bleibt keine Zeit wütend zu werden und mir den Hals umzudrehen, denn schon klingelt ihr Handy. Sie springt auf, als wollte sie salutieren, und geht ran.
Bin ich so gut, dass ich mit einem einfach gestrickten Text alles in Ordnung bringe? Nein. Die Nachricht ging an meine Frau. Ich weiß genau, dass sie Jana gegenüber wohlgesonnen ist. Ich hätte auch genauso gut einfach nur "Fladenbrot" schreiben können, es hätte funktioniert. Jana ...
... hat auch andere Freundinnen, mit denen sich die Versöhnung schwieriger gestalten sollte, aber der erste Schritt ist gemacht.
Das Telefongespräch dauert drei Stunden. Zwischendurch bringe ich ihr Kekse, Wasser und ein Ladekabel. Nach einer Weile wird mir das zu viel. Ich muss tatsächlich in mein Haus hinüber, um meiner Frau zu signalisieren, das Plappern mit der Nachbarin zu beenden, damit sie Zeit für andere Dinge hat.
Jana ist merklich erleichtert. Da das Mittagessen wegen des unendlich langen Gesprächs ausgefallen ist, bestelle ich Pizza. Wir schlagen uns die Bäuche voll und finden etwas, was uns seit gestern Abend gefehlt hat: Nähe mit Intimität.
Sie beginnt, die Mauern zwischen uns abzubauen. Sie lässt sich umarmen, drücken, sie lässt ihre innere Wärme spüren. Es erfolgt ein Austausch unserer Zuneigung, nicht durch Zärtlichkeiten, sondern lediglich durch das Herunterfahren der Schutzschirme. Dann... folgt auch ein Erwachen der Lust, was sich an ihren Gesten und an ihren Augen bemerkbar macht. Wir machen uns also auf nach oben.
Auf dem Weg dorthin biegt Jana noch schnell in die Speisekammer ab und greift sich ein paar Schoko-Bons, um sie unterwegs zu verputzen. An der Schlafzimmertür fange ich sie ab und bekomme einige feuchte Küsse mit Schokoladengeschmack. Ich mag zwar einen Schmatz mit Aroma, nehme ihr das Zeug trotzdem aus der Hand.
"Ein bisschen Training bringt nur etwas, wenn du dich zurückhältst. Süßigkeiten werden ab jetzt streng rationiert."
Ein ...