Die Erziehung der Nachbarin
Datum: 07.08.2024,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dimension Dom
... im Jahr. Höchstens. Überlege doch mal, wir haben Kinder..."
"In zwei Wochen nimmt er die Jungs für das Wochenende zu seinen Eltern. Ich habe mich schon gefreut. Aber dann ist mir eingefallen: Wenn du meinetwegen deine Kinder in den Hintergrund rückst und weniger Zeit mit ihnen verbringst, wäre ich ziemlich sauer. Also geht das nicht, was mich traurig macht."
"War das der Grund, warum du geweint hast?"
Sie nickt.
"Wir kriegen das hin?"
Bin ich ein Hellseher?
"Ja, wir kriegen das hin", beruhige ich sie, denn was sagt man nicht alles, um eine Frau zu beruhigen.
Daraufhin drückt sie mich ganz fest. Und irgendwie habe ich ein gutes Gefühl dabei.
*~*~*~*~* EINIGE WOCHEN SPÄTER *~*~*~*~*
Und irgendwie kriegen wir das tatsächlich hin...
Am schwierigsten ist es, den neuen Beziehungsstatus den Kindern beizubringen. Man erklärt es ihnen einmal, zweimal, dreimal. Dann ein viertes Mal, aber etwas anders. Dann verstehen sie nicht oder sie kichern nur oder sind wütend oder haben Angst. Nach einiger Zeit stellen sie dann Fragen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Dann sind sie wieder verwirrt und schauen uns an als wären wir Außerirdische. Trotz allem scheint es Fortschritte zu geben.
Woran wir nicht gedacht haben, war die Tatsache, dass Kinder Plappermäuler sind. Wenn sie etwas wissen, dann weiß es später der komplette Kindergarten und die ganze Schule. Aber ok, auch da müssen wir durch. Meine Frau erlebt ebenfalls einige schwere Momente. Wir alle drei ...
... machen das einzig mögliche: Wir liefern kurze, aber ehrliche Erklärungen ab. Bei den meisten Menschen kommen sie gut an. Man wird einige Zeit schief angeguckt, dann legt es sich. Einige Bekannte wenden sich ab, andere loben uns für unseren Mut oder beneiden uns sogar. (Man staune, wie viele Menschen es gibt, die innerlich bereits geschieden sind.)
Wie besprochen, beginnen wir, den Alltag der beiden Familien zu kombinieren. Immer öfter gibt es gemeinsame Abendessen, am Wochenende auch gemeinsamen Mittagstisch. Vier Kinder zu dritt zu organisieren ist oft einfacher als zwei Kinder zu zweit. Sie hören besser auf Erwachsene, die nicht ihre Eltern sind. Das nutzen wir kaltblütig aus. Wenn ich die Jungs zum Zähneputzen schicke, klappt es auf Anhieb, Jana hingegen braucht dazu drei Anläufe. Meine größere Tochter braucht zum Anziehen gefühlt eine Stunde, mit Jana keine fünf Minuten.
Die Kinder können sich auch gegenseitig besser bespaßen, so bleibt mehr Zeit für die Erwachsenen. Neben einem Wein kommt es zu ersten lockeren Gesprächen zu dritt. Obwohl, so locker ist es anfangs nicht. Jana und ich verhalten uns ziemlich verkrampft und im Dasein meiner Frau trauen wir uns nicht einmal, gegenseitig anzusehen.
"Um Himmels willen tut nicht so als würdet ihr euch kaum kennen! Entspannt euch", muss meine Frau eine Ermahnung aussprechen.
Dann umarmt mich Jana zum ersten Mal in der Anwesenheit einer uns bekannten Person. Ein besonderes Statement, das Erleichterung schafft. Danach ...