Das verlassene Paradies
Datum: 02.11.2018,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Anonym
... Schildkröteneier und eine fette Iquana, eine Rieseneidechse.
Steffen hatte sie schon ausgeweidet und gehäutet, um uns den Anblick zu ersparen.
Als leidenschaftlichem Angler machte ihm das überhaupt nichts aus.
„Die schmeckt so zwischen Hühner- und Schweinefleisch, wie ne Pute.“ schwärmte er stolz.
„Aber so ganz ohne Gewürz?“ zweifelte ich.
„Keine Bange, Desi, auch daran haben wir gedacht.“ Und damit präsentierte er eine Handvoll weißgraues Meersalz und aus der anderen Hosentasche einige rote und grüne Chillischoten. „das Salz haben wir als dünne Schicht am Rand einer eingetrockneten Wasserpfütze gefunden. Da muss wohl der Sturm gestern Meerwasser hereingetragen haben. Wir waren nahe an der Küste, im Osten. Da haben wir auch die Eier her, der Sturm hatte sie frei gespült“
Unsere Laune besserte sich zusehends und bald zogen die herrlichsten Düfte durch den Hohlweg, die wir jemals geschnuppert hatten, so schien es uns.
Kay und Mike waren immer noch am kurbeln. Jetzt wurden sie von Steffen und Jonas abgelöst.
Das ging ununterbrochen so weiter.
Das Essen erschien uns wie ein Hochgenuss nach dieser Hungerpartie.
Ich weiß aber nicht, ob das auch im „normalen“ Leben so gewesen wäre.
Immerhin: Am Spieß gebratene Iquana auf Papayas mit in Asche gegarten Eiern, garniert mit wildem Lorbeer und zitronensauren Orangen.
Wir waren erstmal zufrieden.
Und die Jungs wollten es jetzt wissen:
Hatten wir Verbindung, oder hatten wir nicht?
Mike ...
... setzte probeweise den Akku in sein GPS-Gerät ein.
Es dauerte und dauerte. Einige von uns schüttelten schon resignierend die Köpfe.
Dann…:
„Hurra! Ich habe Verbindung! Moment, wartet noch…
Wir befinden uns auf 23° 39’ und 01,45“ Nördlicher Breite und
74° 50’ und 24,46“ westlicher Länge.“
„Ja, und wo ist das?“
„Moment noch, gleich ich gebe es mal bei Google-Maps ein.“
„Du kannst hier googeln?“
„Klar doch! Ich muss nur die Rückwand vom Gehäuse mit dem LNB hochklappen und sie auf den Satelliten ausrichten“
http://maps.google.de/maps?t=h&hl=de&ie=UTF8&ll=23.676599,-74.84848&spn=0.108162,0.350189&z=12
Auf dem kleinen Bildschirm konnte ich nur schemenhaft erkennen, wie da eine Kugel, offenbar die Erde, langsam größer wurde und sich auf ein Gebiet südwestlich der USA zentrierte. Die Bahamas.
„Wir sind auf der Insel Rum Cay, Bahamas. Da, im Norden haben wir auch unser Port Nelson, das Scheißnest!
He, was ist denn das?
Seht euch doch das mal an!
Schitt!!“
Der Bildschirm wurde dunkel und das Bild war verschwunden. Akku leer.
„was hast du gesehen? Na sag doch schon!“
Mike war am Grübeln.
„Also, da bin ich mir fast sicher…
Diese Straße, dieser Weg führt weiter nach Süden. Noch etwa 4 Kilometer.
Und da im Süden ist eine Stadt, größer als dieses beschissene Port Nelson.“
„Wie heißt die Stadt? Das steht doch da immer dran?“
„Eben nicht“, sagte Mike, „ich habe aber ganz deutlich Straßen gesehen.
Mehrere lange Straßen, mit ...