Das verlassene Paradies
Datum: 02.11.2018,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Anonym
... schief hängenden Tafel über dem Eingang.
Östlich vom Hafen erhob sich ein kegelförmiger Berg mit einem kleinen Windkraftwerk. Es standen da viele Windgenerator-Masten mit nur noch einem oder gar keinem Flügel mehr. Trostlos.
„Sehen wir uns doch mal das Hotel näher an.“ Sagte Steffen und machte sich auch gleich auf den Weg. Michelle, Jenny und Mike folgten ihm.
Wir anderen sanken erst mal erschöpft auf die noch erhalten gebliebenen Bänke im Park-Rondell.
„Hoffentlich finden die da drin irgendwas zu trinken.“ April war fix und fertig.
Ich auch. Kay und Jonas sahen sich inzwischen die gekenterten Boote im Hafen näher an.
„Knöpfe dir doch bitte endlich mal das Hemd vorne zu, Desi! Du siehst ja aus,
wie eine Schlampe!“ April war schon immer etwas konservativ.
Mir war es egal und ich wusste auch warum.
Was dann noch kam, sollte allerdings der guten April einen schweren Schlag versetzen.
Zuerst kamen mal die Jungs und Mädels aus dem Hotel zurück.
Sie hatten offensichtlich schwer zu schleppen.
„Leute, stellt euch vor: der Hotelkeller war noch völlig intakt. Zwar sind die Kühltruhen ausgefallen aber dort unten gibt es eine ganz natürliche Verdunstungs-Kühlung durch die feuchten Kellerwände. Wir haben jede Menge Konserven gefunden, die noch gut sind und auch Getränke. Hier: Mineralwasser, Rum, Rotwein, Weißwein, Champagner, Sekt, und sonst auch noch eine ganze Menge nützliche Sachen. Klasse, was?“
Steffen hatte schon ein ganze Menge von dem ...
... Rotwein intus und bot uns lachend eine halbvolle Flasche an. „Da, ihr beiden, trinkt auch was!“
Nachdem er uns die Flasche gegeben hatte, öffnete er gleich eine Neue und setzte sich damit auf die Bank. Wir nippten erst mal vorsichtig daran.
Jenny hatte ein paar Konservenbüchsen mit verwitterten Etiketten und ein Bündel bunte Prospekte und bunte Zettel in der Hand. Offensichtlich Werbung oder ähnliches.
„Habt ihr auch was Anständiges zum Anziehen für uns gefunden?“ fragte April.
„Nein! Kein Stück davon. Nirgendwo. Und wenn du dir das hier mal ansiehst, dann weißt du auch, warum.“ Damit hielt sie April und mir die Prospekte entgegen. „Seht euch das hier mal an! ich glaube es ja auch fast nicht!“
Auf den farbigen Bilderseiten waren neben dem Text auch Leute abgebildet.
Die Frauen auf den Bildern waren alle nackt. Angezogene Männer, meist in leichter weißer Kleidung und dazwischen ausschließlich nur nackte Frauen.
Frauen aller Coleur und aller Rassen und Typen.
Total Nackt. Und da wurde die Insel immer „Shame Island“ genannt.
Und die Stadt hieß da „Paradise“
Sogar drei Polizistinnen waren auf einem Bild vom Hafen nackt abgebildet.
Nur mit Mütze und weißem Schlagstock.
Ich überflog die Texte. Es ging um Dienstleistungen, Wellness-Angebote, Flugtickets und immer wieder war der Hinweis eingestreut, dass es laut Gesetz auf dieser Insel, und besonders in dieser Stadt für weibliche Personen absolut geboten ist, sich nichts anzuziehen. Zuwiderhandlung war ...