1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... Magisches, hat man ihn erst einmal vergeben, kann man ihn nicht wieder rückgängig machen. Es ist ein kurzer Moment, der einen vom Boden abheben lässt, ein Moment, der selbst in der dunkelten Nacht noch einen weit sichtbaren Lichtschein zu erzeugen vermag. Es spielt keine Rolle, wo und wann man ist, solange man seinem Partner zeigt, dass er der Auserwählte ist.
    
    Ich weiß, dies sind die Worte eines Mannes, der schon viel zu viel erlebt hat, und in diesen Sekunden dachte ich nicht einmal im Entferntesten daran, doch es beschreibt genau das Gefühl, was mich in diesem Moment durchströmte. Schließlich waren wir beide in diesem Sinne Auserwählte, die Liebe des Anderen in Form einer so simplen Geste zu empfangen. Seitdem jedoch war und ist jeder Kuss etwas ganz Besonderes, den man nicht leichtfertig verteilt."
    
    *****
    
    Seine Gedanken schickten ihn in eine längst vergangene Zeit zurück, in eine Zeit, in der noch alles in Ordnung gewesen war. Es fühlte sich an, als wäre er dort, als würde er seine eigene Vergangenheit noch einmal erleben. Er hatte mit dieser wirklich noch nicht abgeschlossen, so oft er auch versucht hatte, sich dies einzureden.
    
    In seiner Fantasie war er wieder 18, alles war wie in seiner Erinnerung: Er lag im Bett von Aileen, sie nur eine Handbreit von ihm entfernt. Der erste Kuss seines Lebens war nur wenige Sekunden her, er fühlte sich wie in einem anderen Universum. Sie war die schönste und verständnisvollste Frau dieser Welt, ihre Zärtlichkeit, als sie ...
    ... sich geküsst hatten, konnte er nicht beschreiben. Alles fühlte sich vollkommen neu an, als wäre er ein Neugeborenes, das zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt.
    
    Alles um ihn herum war unwichtig, eine belanglose Kulisse, nur noch Aileen und er existierten. Der zweite Kuss kam beinahe unerwartet, er hatte nicht gemerkt, dass sie wieder ganz nah zu ihm gekommen war. Erst als sich ihre Lippen auf seine legten, wurde er darauf aufmerksam, nahm ihr Geschenk jedoch bereitwillig an. Ihre Lippen waren unglaublich weich, es war als würde er von den Flügeln eines Engels gestreichelt. In diesen Sekunden hielt er diese Möglichkeit definitiv nicht für abwegig.
    
    Wieder trennten sie sich kurz, doch ihre Berührung war wie eine nicht mehr zu bremsende Sucht, eine Droge, von der er beim ersten Mal abhängig geworden war. Ein Atemzug war bereits lange genug, um ihm Angst zu machen, er würde sie nicht mehr an sich halten können. Ein noch so kurzer Augenblick ohne ihre Berührung fühlte sich an wie Stunden des Leidens, wie in den alten Kindergeschichten, die er früher geliebt hatte und nun zu seinem Alptraum wurden: Der Böse wurde in einen Raum, einen Brunnen oder etwas anderes gestellt, die Details hatten oft gewechselt. Es war jedoch immer gleich geblieben, dass er entweder am Boden mit einer schweren Eisenkette oder --kugel befestigt war und so sich nicht bewegen konnte. Von irgendwoher kam Wasser, welches quälend langsam steigt, unaufhörlich, unausweichlich. Es wanderte bis an seinen Hals, ...
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