1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... es ihm erzählt hatte, spielte bei dieser Frage nur eine untergeordnete Rolle. Er hatte es vorher gewusst, die Vernunft ignoriert und bekam am Ende die Quittung dafür. Er hatte kein Recht sich zu beschweren, er würde die Zeit in Erinnerung behalten, als sie zusammen glücklich gewesen waren. Fiel ein Abschied schwer, so bedeutete dies immer, dass die Zeit davor schön gewesen war. Warum also nur den schweren Abschied im Gedächtnis behalten?
    
    Weil dieser die Zeit davor zu früh beendet hatte, beantwortete er sich seine Frage. Egal, was er sich vornahm, die letzten Minuten und Sekunden würden immer diejenigen sein, die sich in sein Gedächtnis einbrennen würden. Noch war die Erinnerung frisch, doch schon in ein paar Monaten würde der Gedanke an Daria nur noch ihre letzten Worte wieder hervorrufen: Sie war eine Stammesführerin, er war ihr nicht gewachsen.
    
    Mit einem kurzen Kopfschütteln versuchte er, seine Gedanken endlich zu vertreiben. In Selbstmitleid verfallen konnte er auch noch später, jetzt war Raqash seine Aufgabe. Wenn er nicht wieder zu spät kam, würde heute endlich alles enden. Sein Lebensziel wäre erreicht, was gab es dann noch zu tun? Nichts, so wie in den Tagen, bevor er Daria getroffen und Raqash für tot gehalten hatte.
    
    Automatisch beschleunigte er seine Schritte, als würde er vor etwas davonrennen wollen. Wenn er so weiter machte, würde er bereits völlig erschöpft in Arensfurt ankommen. So ausgelaugt der Paktmagier auch von seinem Ritual sein sollte, er ...
    ... würde ihn vielleicht noch auslachen, bevor er ihn gleich mit umbrachte. Vor was lief er davon? Hinter ihm war nichts mehr, nur die Vergangenheit.
    
    Rannte er vor Daria davon? Sie war für immer aus seinem Leben verschwunden, sie würde ihm nicht folgen. Selbst wenn, sie bedeutete nichts mehr, sosehr dieser Gedanke auch schmerzte. Sie war der Schatten der letzten Tage, er musste sie nicht fürchten. Sie jagte ihn nicht, warum rannte er also? Er wusste es nicht, fest stand nur, dass er zwischen dem, was hinter ihm lag und ihm selbst möglichst schnell möglichst viel Abstand bringen wollte.
    
    Mit schwerem Atem rannte er die Straße entlang, es dauerte lange, bis er sich zwingen konnte, langsamer zu gehen. Am Horizont kamen kleine Rauchsäulen in Sicht, endlich, sein Ziel war in Sichtweite. Von hier sah alles noch normal aus, die kleinen Rauchsäulen stammten höchstwahrscheinlich aus den Schornsteinen der Häuser, Holz zum Heizen gab es hier in der Gegend wieder genug. Noch war nichts zu sehen, aber wusste, dass kurz hinter dem Dorf einer der größten Wälder des Landes begann.
    
    Nun wieder mit normalem Tempo näherte er sich dem Dorf, der Weg bildete nur noch eine schmale Schneise zwischen zwei Feldern hindurch. Langsam kam das erste Haus in Sicht, es stand etwas abseits, wahrscheinlich der Hof, der die Felder neben der Straße bewirtschaftete. Etwas vorsichtiger näherte er sich dem Haus, manche Bauern waren etwas vorschnell mit einer Axt zur Hand, wenn sich ein allein reisender Mann mit ...
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