1. Ich bin nicht Mary


    Datum: 28.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: lucy

    ... einem Haselbusch hervor. Rote Radlerhose, weisses Shirt, ihr kastanienbraunes Haar fliesst zu einem Rossschwanz gebunden unter dem Helm hervor und über ihre Schultern, die Augen sind von einer Sonnenbrille verdeckt. Das Haar wippt zwischen ihren Schulterblättern, als sie im Wiegetritt die letzte Rampe zu ihrem Treffpunkt herauf radelt.
    
    Sie stoppt genau neben ihm. "Hallo Finn", begrüsst sie ihn und beugt sich zu ihm hinüber um ihn auf die Wangen zu küssen. "Bist du bereit"?
    
    "Ciao Marianthi. Klar bin ich bereit, los geht's. Du voraus."
    
    Die erste Viertel Stunde radeln sie schweigend, nicht weil sie sich nichts zu sagen hätten, sondern weil es steil bergauf geht und zum Reden kein Atem bleibt. Dann rollen sie nebeneinander her, dem Hügel und seinen sanften Steigungen und Neigungen folgend und miteinander schwatzend, bis Finn plötzlich langsamer wird und Marianthi auffordert, zu warten.
    
    "Was ist? Bist du schon schlapp"? neckt sie ihn und trinkt einen Schluck Wasser aus ihrem Bidon.
    
    "Das auch. Du bist zu schnell für mich", antwortet Finn und rollt langsam in Richtung einer Weggabelung weiter vorn. "Vergiss nicht, ich bin ein alter Mann."
    
    "Ha! Stimmt, du alter Sack. Zieh besser in ein Altersheim solange du noch kannst."
    
    "Ja ja", grummelt Finn. "OK, hier ist es. Jetzt werden wir ja sehen wer ne Memme ist und wer Klöten aus Stahl hat." Er stoppt an einer Stelle, an der ein schmaler Pfad vom Weg weg ins Unterholz führt.
    
    "Naja, bezüglich Klöten seh ich alt ...
    ... aus, zugegeben. Aber eine Warmduscherin bin ich nicht." Marianthis Blick folgt seinem. "Was ist hier"?
    
    "Ein Downhill Trail. Ziemlich steil und happig. Du solltest vielleicht lieber den Weg da vorne nehmen, der ist für kleine Mädchen." Finn grinst Marianthi unverhohlen und herausfordernd an. "Ich wart dann unten im Restaurant auf dich."
    
    "Wir werden ja sehen, wer hier die Pussy ist", erwidert Marianthi mit einem Blick, der Finn, wäre es ein Fusstritt und eben kein Blick, wohl mindestens fünf Meter weit ins Gebüsch befördern würde. Und schon saust sie an ihm vorbei, hinein ins Dickicht des Waldes.
    
    Der Trail ist steil und schmal aber jetzt geht es um ihren Stolz und darum, ihm zu zeigen wer ne Memme ist und wer nicht und sie wird, nein, sie muss es ihm zeigen. Und deshalb fährt sie schneller als sie es sonst wohl getan hätte. Und so dauert es nicht lange bis passiert, was eben passieren musste: Ein dünner Baumstamm liegt quer über den schmalen Weg, entweder beim letzten Gewitter umgestürzt oder von erbosten Wanderern als Gegenmassnahme gegen Biker da hin gelegt, und Marianthi weiss sofort, dass sie nicht rechtzeitig wird anhalten können.
    
    Die Gesetze der Trägheit, Fliehkraft und Gravitation verbünden sich, die Federgabel wird durch ihr Bremsen gestaucht, langsam, aber sicher verlagert sich Marianthis Schwerpunkt auf dem Rad nach vorne, das Hinterrad löst sich vom Boden und dann fliegt sie in hohem Bogen in ein Dickicht von jungen, gut einen Meter hohen Buchen.
    
    Einen ...
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