1. Ich bin nicht Mary


    Datum: 28.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: lucy

    ... Ecke gesetzt haben, jede einen dampfenden Cappuccino vor sich. "Warum tust du das, Mary"? will Tanja wissen.
    
    Mary rührt mit dem Löffelchen in ihrer Tasse und antwortet ohne aufzuschauen. "Weil ich muss".
    
    "Wie? Du musst"?
    
    "Ja. Nein. Also ich werde von niemandem gezwungen, falls du das meinst", sagt Mary mit einem trockenen Lachen. "Ganz und gar nicht. Was ich meine ist ... ich ... ich muss es einfach tun. Ich wollte aufhören, vor einigen Monaten, und fiel beinahe in eine Depression".
    
    "Aha, ich verstehe", antwortet Tanja, aber es ist ihr anzusehen dass sie es nicht versteht. Tanja geht in den Club weil sie den Kitzel mag, den Sex ohne Verpflichtungen. Sie fühlt sich nicht als müsste sie es tun, sie könnte auch ausgehen, einen Mann für eine Nacht aufreissen. Es ist schlicht einfacher in den Club zu gehen und wilden, ungebundenen Sex zu haben und gefickt und gebraucht zu werden, als die Mühen auf sich zu nehmen, einen Mann für eine Nacht zu finden.
    
    Aber Mary redet weiter, ohne mit dem Rühren in ihrer Tasse aufzuhören. "Ich hatte solche Fantasien seit ich mich erinnern kann. Zum Sex gezwungen werden. Roher, brutaler Sex. Männer die mich einfach nehmen, mit mir tun was sie wollen, ohne sich einen Dreck um mich als Frau und meine Bedürfnisse zu scheren. Mich wie ein Fickstück behandeln. Vergewaltigungsfantasien. So'n Zeug." Sie redet leise und langsam, als ob sie sich ihr Verhalten selber erklären müsste. "Vor einigen Jahren merkte ich, dass ich keine normale 0815 ...
    ... Beziehung mit einem Mann führen konnte. Ich forschte nach, im Internet. Schrieb mir die Fantasien vom Leib, in der Hoffnung, sie damit bändigen zu können. Die Geschichten veröffentlichte ich im Internet. Eines Tages erhielt ich ein Mail. Es war von Roger. Er könne meine Fantasien und Sehnsüchte wahr werden lassen, wenn ich möchte. Ich wollte. Und jetzt ... jetzt fühle ich mich leer, ausgesaugt, nutzlos wenn ich zwei Wochen nicht im Club war". Sie stoppt, legt den Löffel auf den Unterteller, trinkt von ihrem Kaffee und leckt sich den Schaum von den Lippen. "Ich wünschte ich könnte aufhören. Aber ich kann nicht".
    
    Sie schaut wieder auf. "Sorry. Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belästigen. Die ehrliche Antwort ist: Ich tue es weil ich ohne nicht sein kann. Ich sollte lieber gehen". Sie steht auf, öffnet ihren Mund als wolle sie noch etwas hinzufügen, dann schliesst sie ihn wieder, kramt in ihrer Handtasche herum, legt eine Note auf den Tisch. "Tut mir wirklich Leid. Gute Nacht, schlaf gut".
    
    ***
    
    Während den nächsten drei Monaten sehen sich Finn und Marianthi so oft sie können. Sie gehen gemeinsam ins Kino, machen Radtouren oder gehen im See schwimmen, treffen Freunde und gehen zu Parties oder geniessen einfach die Zeit miteinander. Aber sie treffen sich nie an einem Freitag Abend oder Samstag während des Tages. Ausser einmal, am Nationalfeiertag, welcher zufällig auf einen Freitag fällt.
    
    Bei dieser Gelegenheit machen Sie einen Ausflug in die Berge für ein ...
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