1. Das Bangkok Syndikat 05


    Datum: 08.01.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... Schau, Christian! Deine Herrin wackelt an."
    
    Christian ignorierte Alains Hohn, suchte in den Menschenmassen nach seiner Freundin und war erleichtert, als er sie endlich entdeckt hatte. Er erhob sich von seinem Platz und ging ihr freudig entgegen. Tatsächlich ließ Nori seine Umarmung zu und erwiderte sogar seinen Kuss. Wieder reichte sie ihm ihre schwere Tasche, zog ihn außer Hörweite seiner Tischgesellen und richtete die nächste Forderung an seine Adresse.
    
    „Gib mit deinen Pass! Ausländer werden hier oft bestohlen."
    
    Er überreichte ihr umgehend das Reisedokument. Was hätte sie damit auch anstellen sollen?
    
    „Wie war dein Flug?", fragte er sie zaghaft.
    
    Wie üblich antwortete Nori auch diesmal nicht auf seine Frage, ließ ihn stehen und begrüßte nachlässig seine am Tisch sitzenden Flugbegleiter. Alain schien sich wirklich über ihre Anwesenheit zu freuen, schließlich hatte er ihr in Phuket Geld und sie ihm im Gegenzug ein Versprechen gegeben.
    
    „Ich habe zwei Freunde angerufen. Sie werden bald hier sein."
    
    Mit denkbar gelangweiltem Gesichtsausdruck setzte sie sich an den Tisch. Als Christian neben ihr Platz zu nehmen gedachte, blickte sie ihn auf seltsame Weise an, sodass er zögerte.
    
    „Brauchst du etwas?", fragte er sie.
    
    Hinter ihren Brillengläsern schienen ihn Noris braune Augen regelrecht auszulachen.
    
    „Hol mir ein kleines Eis!"
    
    Christian betrachtete nachdenklich die lange Schlange vor der Ausgabe, im unsicheren Gefühl, ob die Zeit noch reichen würde. ...
    ... Sie hatte doch eben noch erwähnt, dass ihre Freunde gleich kommen würden. Zudem spürte er die auf ihn gerichteten Blicke seiner Reisebegleiter, die ihn regelrecht zum Widerstand gegen die diktatorische Art dieser Thailänderin aufzufordern schienen.
    
    Ach, was sollte es. Sie wussten doch gar nichts von dieser Frau.
    
    „Was für eines möchtest du denn?"
    
    „Bring mir Papayaeis!"
    
    Christian stellte sich in die Reihe, es würde bestimmt eine halbe Stunde dauern, bis er endlich am Tresen angekommen sein würde. Er seufzte. Nori war wirklich alles andere als einfach.
    
    Tom aber hatte von dieser Szene genug.
    
    „Sag mal, Nori, warum demütigst du ihn so?"
    
    Die resolute Thailänderin zeigte sich im gleichen Maße verwundert wie verständnislos.
    
    „Demütigen? Weil er mir ein Eis kaufen soll?"
    
    „Du hättest ihn doch auch darum bitten können, oder nicht? Ihr Asiaten seid doch sonst so höflich."
    
    Sie lächelte Tom an und schien wegen seiner Fragen nicht ungehalten zu sein.
    
    „Das ist nicht die Art von Beziehung, die ich mit ihm leben möchte. Ich sage klipp und klar, was ich von ihm haben will, und er wird es mir geben. Alles andere wäre verschwendete Zeit, oder siehst du das anders? Was ist bitte, was ist danke, Tom? Sinnlose Floskeln, die es zwischen mir und Christian nicht geben wird."
    
    „Und wenn er sich etwas von dir wünschen würde, Nori? Was ist dann? Wie reagierst du darauf? Mit Schlägen etwa?"
    
    Nori lehnte sich zurück, ihre Augen blieben auf Tom gerichtet, verrieten jedoch ...
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