Die Schlaglochpiste am Schwesternheim
Datum: 08.01.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Luftikus
... Geschwindigkeitsbegrenzung ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen ist. Der Karosserieschaden sei allein auf eine unsachgemäße Fahrzeugführung, sprich, zu schnelles Fahren zurück zuführen. Somit könne die Stadt auch nicht haftbar gemacht werden.
„So ein Quatsch, da kann ich nicht mal Schritttempo fahren, ohne dass mir die Karre auseinander fällt.“ Wieder belehrte sie die Baustadträtin in einem arroganten Ton. Erst vor drei Monaten hätte sie diese Straße bei einem Ortstermin persönlich mit ihrem technischen Sachverständigen begutachtet. Bei 10 Km/h könne nichts passieren. Sie müsse das wissen: „Schließlich habe ich das studiert.“ Trotzdem habe sie eine gute Nachricht. Die Zugangsstraße zum Schwesternheim ist in die Pioritätenliste für für den dringenden Erneuerungsbedarf aufgenommen worden.
Claudias Gesicht erhellte sich. „Und wann beginnen die Bauarbeiten?“ Die Baustadträtin ging zum Aktenschrank und begann zu blättern. Die Seiten glitten durch ihre Finger, während sie durch ihre tiefsitzende Brille lugte. Dann fand sie den entsprechenden schriftlichen Vorgang: „Beginn der Maßnahme, voraussichtlich Herbst 2022.“ Claudia sprang wütend auf und stopfte ärgerlich die Rechnung in ihre Tasche. „Das ist ja in mehr als fünf Jahren!“ Die Baustadträtin verstand die Aufregung nicht. Die Grundsubstanz der Straßendecke sei doch noch gut. Frustriert verließ die Stationsschwester das Rathaus.
Langes Wochenende für die Schichtfolge Claudia. Nun ja, zwei Tage, der Freitag und ...
... der Samstag. Frei für die ganze Schichtfolge, keine Zusätze wegen Krankmeldungen. Endlich das ganze Programm: Freitag, Mädelsabbend, Samstag die Männer. So saßen sie nun vergnügt in der Bowlingarena, dem einzigen Höhepunkt der Freizeitgestaltung, welchen das Kaff zu bieten hatte. Die Stimmung war angeheitert, dann platze das leidige Thema Schlaglochpiste in die fröhliche Runde, und im Hühnerhaufen wütete eine lautstarke Diskussion hell schriller Frauenstimmen los.
Claudia ließ ihrem Ärger über die Kuh auf dem Amt freien Lauf. „Da muss doch endlich etwas getan werden!“ Die Krankenschwestern nickten sich entschlossen zu. Aber was? Damit sollte zur Zeitung gegangen werden, oder ein besser eine Unterschriftensammlung. Ihre Patienten würden bestimmt alle mit unterschreiben. Da käme einiges zusammen. Oder eine Demonstration. Alle im Krankernschwesterkleidchen vor dem Rathaus. Das gebe ein tolles Pressefoto.
„Wir bestellen uns selbst Bauarbeiter und schicken die Rechnung aufs Rathaus.“ Ja, das könnte Frau machen. Aber wovon Bezahlen? In den Moment der Stille mischte sich ein kichernder Ausruf von Schwester Judith. „Die Baubeiter bekommen von uns ein großartigen Krankenschwesternstrip als Belohnung.“ Es brach ein alles durchdringendes anarchisches Gelächter los, wie es so nur einer Weiberversammlung entspringen konnte. Schon drehten sie die anderen Besucher nach ihnen um.
Ausgerechnet Judith, dieses verhuschte Fräulein Rühr-Mich-Nicht-an. Die kleine zierliche Schwester, mit ...