Die Schlaglochpiste am Schwesternheim
Datum: 08.01.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Luftikus
... den braunen Locken, die scheu tat, sobald sie auch nur ein Mann anlächelte. Der Alkoholspiegel des Hühnerhaufens überschritt die 1.2 Promillegrenze, die Hemmungen fielen. Im nüchternen Zustand hätten sie entrüstet geschwiegen. Schließlich waren sie Krankenschwestern, keine Sexobjekte. Jetzt malten sie sich den Striptease wortreich lachend aus, vergaßen darüber, dass sie nicht allein waren. So drang ihr Stimmengewirr auch zu der Dreiergruppe auf der Nebenbahn.
Diese drei zufälligen Zuhörer versuchten gerade, ihren öden Tag zu vergessen. Dabei hatten sie sich nach dem Abitur vorgenommen, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen, die sie geistig befriedigt. Kein Arbeitstrott, nicht für alles Geld der Welt. So begannen sie etwas mit Medien, und erledigten nun für einen kleinen Lohn die Laufburschenarbeiten des privaten Nachrichtensenders „24 Aktuell“. Der hatte sie hierhin geschickt, in Straßeninterviews des Bürgers Meinung zu den hohen Stadtschulden in O-Tönen einzufangen. Ihr Tagesresultat bestand aus schmerzenden Füßen und den immer gleich bräsigen Aussagen, dass die es da Oben doch von sich selbst holen sollen.
Mangels besserer Möglichkeiten ließen sie nun ihren Arbeitstag auf dieser Dorfkegelbahn ausklingen. Was für ein aufregendes Leben in der großen Welt der Medien! So saßen die drei lustlos an ihrer Bahn, und schoben eine sehr gelangweilte Kugel. Die Nachwuchsreporterin, der Kameramann und der Mikrofonstangenhalter, der sich bei der Bezeichnung Tontechniker einfach ...
... besser fühlte. Die beiden Männer ergaben sich in ihr Schicksal als schlecht bezahlte Medientechniker, Felicitas strebte nach Höherem, die Story, die sie ganz groß nach oben katapultiert.
Die leitenden Redakteure nannten sie Rolling Fellatia, doch nicht aufgrund irgendwelcher besonderen mundwerklichen Künste beim Blasen. Ihren Spitznamen verdankte Felicita der Skrupellosigkeit, mit der sie unbedarften Bürgern solange durch wiederholte suggestive Nachfragen das Wort im Munde herum drehte, bis sie den O-Ton erhielt, den sich der Chefredakteur für seinen Bericht wünschte. Manches beteiligte Opfer stammelte hinterher als Zuschauer verwundert vor dem Fernseher, dass er es so gar nicht gemeint hätte. Der Journalismus arbeitete mit harten Bandagen. Sie musste für ihre Story kämpfen. Da heiligte der Zweck die Mittel, auch die schmutzigen.
Erst mit halben Ohr, dann mit vollster Aufmerksamkeit verfolgte Felicita die aufgeregte Diskussion der Frauengruppe an der Bahn nebenan. Krankenschwestern, die öffentlich einen Striptease veranstalten wollen? Eine geniale Story, ihre große Chance! „Kommt, da machen wir uns dran“, flüsterte sie ihren Kollegen zu. Die beiden Männer reagierten mit unwilligen Gesichtsausdrücken. Zu offensichtlich drängte sich ihnen die spaßhafte und keineswegs ernsthafte Haltung der angetrunkenen Frauen auf, mit der sie über die Stripteasepläne fabulierten.
Den Widerspruch ließ Felicitas nicht gelten. „Ihr Amateure, wann kapiert Ihr es endlich? Ein Story ist eine ...